Alles läuft auf ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Christian Specht (CDU) und Thorsten Riehle (SPD) hinaus. Christian Specht hatte im ersten Durchgang 45,61 Prozent der Wählerstimmen bekommen. Der Fraktionschef der SPD im Gemeinderat, Thorsten Riehle, landete mit 30,2 Prozent deutlich dahinter. Allerdings treten die Kandidaten von Grünen und Linkspartei, Raymond Fojkar und Isabell Belser, nicht mehr an. Sie vereinten fast 18,8 Prozent der Stimmen auf sich. Dritter noch verbliebener Kandidat ist der parteilose Uğur Çakir. Er hatte im ersten Wahlgang weniger als 1 Prozent der Stimmen erhalten.
Nach Angaben der Stadtverwaltung gaben im ersten Wahlgang 32,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab – 1,5 Prozentpunkte mehr als 2015. Der Oberbürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Um die Wahl an diesem Sonntag für sich entscheiden zu können, muss ein Kandidat eine einfache Mehrheit für sich gewinnen. Im ersten Wahlgang wäre eine absolute Mehrheit, also mehr als 50 Prozent der Stimmen, nötig gewesen, um als Sieger aus der Wahl hervorzugehen. Seit 1972 ist das Mannheimer Rathaus ununterbrochen in SPD-Hand – sollte Christian Specht (CDU) das Rennen machen, würde das die 50-jährige Amtszeit der Sozialdemoraten in der Stadt an Rhein und Neckar vorerst beenden.
Noch vor dem ersten Wahlgang wurden drei Kandidaten Chancen eingeräumt, die auch die Unterstützung größerer Fraktionen im Gemeinderat haben. Grünen-Stadtrat Raymond Fojkar (59), eigentlich Kinder- und Jugendpsychiater, hatte die mit 13 Sitzen größte Fraktion im Gemeinderat im Rücken. Er holte im ersten Wahlgang 13,8 Prozent und teilte am 21.Juni seinen Rückzug aus dem Rennen mit. Im Gegensatz zu seiner Fraktion unterstützt er Thorsten Riehle nicht für den zweiten Durchgang.
Thorsten Riehle (53), Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat und Geschäftsführer des Mannheimer Veranstaltungsorts Capitol, tritt für die SPD an.
Als gemeinsamer Kandidat von CDU, FDP und Mannheimer Liste (ML) steht Christian Specht (56) auf dem Wahlzettel. Er hat als Finanzbürgermeister die meiste Erfahrung, allerdings ist die CDU durch Affären in Mannheim auch angeschlagen.
Für die Linke kandidierte die Krankenschwester Isabell Belser. Sie holte knapp 5 Prozent der Stimmen – und gab nach ihrem Rückzug ebenfalls keine Wahlempfehlung für den zweiten Durchgang ab.
Ebenfalls mit dabei: die Aktionskünstlerin Tanja Krone, Thomas Bischoff (Die PARTEI), Uğur Çakir, der frühere Chef des Mannheimer Klärwerks, und der Sozialpädagoge David Frey.
Die Themen in der Quadratestadt sind vielfältig – von Mobilität über Migration bis Finanzen. Zudem wird über einen möglichen Neubau oder die Sanierung des Stadions diskutiert, über eine neue Stadtbibliothek und fehlende Betreuungsplätze in Kitas. Auch die Klimaziele der Stadt sind Aspekte, die im Wahlkampf eine Rolle spielen. In den Tagen vor der Wahl spitzte sich der Machtkampf zwischen CDU und SPD etwas zu. Wenige Tage vor dem ersten Wahlgang hatten beschmierte Wahlplakate mit Gewaltandrohungen gegen Raymond Fojkar (Grüne) für Aufsehen gesorgt.
Noch-Amtsinhaber Kurz rief die Menschen auf, zur Wahl zu gehen. Mit dem Amt verbinde sich „großer Einfluss auf das kommunalpolitische Geschehen und damit auf die Entwicklung Mannheims in allen, sehr vielfältigen Dimensionen, die eine Stadt ausmachen und das Leben in ihr prägen“, schrieb Kurz in einem von der Stadt verbreiteten Wahlaufruf.
Im November 2022 hatte der amtierende Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) bekanntgegeben, nach 16 Jahren nicht mehr für eine dritte Amtszeit anzutreten. Seine Amtszeit endet am 3. August. Kurz wurde 2007 als Nachfolger von Gerhard Widder (SPD) in das Amt gewählt und war zuvor bereits seit 1999 Bürgermeister für Bildung, Kultur und Sport in Mannheim. Für seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur hatte der 60-Jährige persönliche Gründe angegeben, aber auch Gründe, die mit dem Amt verbunden sind, beispielsweise das gesellschaftliche Klima.
Video: Nach 16 Jahren ist Schluss – Mannheims OB Peter Kurz tritt nicht mehr an
Kurz hatte sich 2015 gegen Peter Rosenberger (CDU) mit 52 zu 44,9 Prozent im zweiten Wahlgang durchgesetzt. Die Wahlbeteiligung blieb damals deutlich unter den Erwartungen und erreichte einen historisch niedrigen Stand: Im ersten Wahlgang gaben nur 30,7 Prozent von insgesamt etwa 235 000 Berechtigten eine Stimme ab, im zweiten Durchgang 28,7. Im Jahr 2015 waren bei einer OB-Wahl in Mannheim erstmals 16- und 17-Jährige wahlberechtigt.
Mannheim ist mit mehr als 325 000 Einwohnern und einer steigenden Tendenz nach Stuttgart und vor Karlsruhe die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg.
Bürgermeisterwahlen finden in Baden-Württemberg meist unabhängig von der Wahl des Gemeinderats statt. Nur in kreisfreien Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern und Einwohnerinnen – Stadtkreise genannt – und sogenannten Großen Kreisstädten ab 20 000 Einwohnern werden die Rathauschefs als Oberbürgermeister bezeichnet.
(dls/dpa)