Mannheim. In Mannheim ist ein AfD-Kandidat für die Kommunalwahl mit einem Messer verletzt worden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Sicherheitskreisen. Der Täter wurde demnach festgenommen. Der Vorfall ereignete sich am späten Dienstagabend. Die Polizei Mannheim bestätigte am Morgen offiziell nur, dass es einen Polizeieinsatz gab. Nach übereinstimmenden Medienberichten handelte es sich bei dem Verletzten um den Politiker Heinrich Koch.
Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigten den Einsatz am Mittwochmittag. Ein 25 Jahre alter Mann sei gegen 22.30 Uhr am Dienstagabend in Mannheim festgenommen worden. Dieser soll zuvor auf der Relaisstraße mehrere Wahlplakate beschädigt und entwendet haben. Zeugen verständigten die Polizei.
Ein AfD-Politiker, der ebenfalls auf das Geschehen aufmerksam geworden war, habe den Tatverdächtigen verfolgt und gestellt. Daraufhin soll der 25-jährige Tatverdächtige den AfD-Politiker mit einem Cuttermesser verletzt haben. Im Anschluss flüchtete der Tatverdächtige in Richtung Schwabenheimer Straße, wo er von der Polizei widerstandslos festgenommen werden konnte.
Der Politiker wurde in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Er erlitt keine lebensgefährlichen Verletzungen, hieß es in einer Mitteilung.
Bei dem 25-jährigen Tatverdächtigen ergaben sich bei der Festnahme deutliche Hinweise auf eine psychische Erkrankung, weshalb er in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert wurde, teilten die Behörden mit.
Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand lagen keine konkreten Hinweise vor, dass der Tatverdächtige bei dem Angriff erkannt hatte, dass es sich bei dem Geschädigten um einen AfD-Politiker handelt. Die Staatsanwaltschaft Mannheim beantrage einen Unterbringungsbefehl beim Amtsgericht Mannheim.
Oberbürgermeister Christan Specht: „Diese feige Tat ist abscheulich und durch nichts zu rechtfertigen“
Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht äußerte sich am frühen Nachmittag zum Angriff gegen den AfD-Politiker. „Diese feige Tat ist abscheulich und durch nichts zu rechtfertigen. Wer Wahlbewerber attackiert, stellt unsere freien, gleichen, allgemeinen, unmittelbaren und geheimen Wahlen in Frage – und damit die Basis unserer Demokratie“, hieß es in einer Mitteilung.
Der niederträchtige Vorfall reihe sich ein in die Serie von Angriffen auf Wahlkampfhelfer und Politiker, die aktuell in ganz Deutschland zu beobachten ist. Der Hass und die Gewaltbereitschaft, die sich in unserer Gesellschaft derzeit Bahn brechen, seien unerträglich.
„Ich verurteile körperliche Angriffe ebenso wie jegliche Art von Sachbeschädigungen – nicht nur im Wahlkampf. Wir müssen zurückkehren zu einem respektvollen und friedlichen Wettstreit um die besten Lösungen für unser Gemeinwesen“, wurde Specht weiter zitiert.
Ebenfalls teilte die Stadt Mannheim mit, dass der verletzte Lokalpolitiker für den Gemeinderat der Stadt Mannheim kandidiert und ist Mitglied des Bezirksbeirats Rheinau ist.
Video soll Auseinandersetzung zeigen
Nach Angaben des Kreisverbands der AfD ereignete sich der Vorfall in der Nähe des Marktplatzes im Mannheimer Stadtteil Rheinau. Der AfD-Kandidat für den Gemeinderat hatte demnach mehrere Plakatabreißer auf frischer Tat ertappt. Als er eine der Personen gestellt habe, sei er von dieser angegriffen und mit einem Messer verletzt worden, hieß es. Nach Angaben der AfD waren insgesamt drei Personen beteiligt, zwei konnten flüchten.
Auf einem Video, das der dpa von der AfD weitergegeben wurde und das offenbar vom verletzten AfD-Kandidaten selbst gefilmt wurde, ist zu sehen, wie der Filmer einem jüngeren Mann über den Marktplatz hinterherläuft und schreit «Stopp! Bleiben Sie stehen!». Der jüngere Mann trägt mehrere AfD-Wahlplakate unter dem Arm und hat mutmaßlich ein Teppichmesser in der Hand. «Sofort hinlegen!», ruft der Filmende. Dann entsteht ein Handgemenge. Zu sehen ist, wie der Mann mit dem Messer ausholt, die restlichen Bilder sind verwackelt.
Der AfD-Politiker befinde sich noch im Krankenhaus, habe aber nur Schnittverletzungen davongetragen, teilte der AfD-Landesverband mit. Die Partei spricht von einer Attacke von Linksextremisten – die Angaben konnten offiziell noch nicht bestätigt werden. «Wir sind erschrocken und bestürzt», sagte der AfD-Landesvorsitzende Markus Frohnmaier.
In den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Angriffe auf Politikerinnen und Politiker für Aufsehen gesorgt. Unter anderem wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen. (dpa/dls)