Mainz. Die erfahrene Parlamentarierin Sabine Bätzing-Lichtenthäler ist das neue Gesicht der rheinland-pfälzischen Sozialdemokratie. Die 49-Jährige aus dem Westerwald soll an diesem Samstag zur ersten Frau an der Spitze der größten Regierungspartei gewählt werden. Sie vereint dann auch erstmals seit 30 Jahren wieder den Vorsitz von Partei und Landtagsfraktion.
Zusammen mit Ministerpräsident Alexander Schweitzer (51), den sie seit Juso-Tagen kennt, steht Bätzing-Lichtenthäler für den Generationenwechsel in der SPD, die schon seit mehr als drei Jahrzehnten die Regierungen im Bundesland anführt.
Sie sei mit «Leib und Seele Parlamentarierin» sagt Bätzing über sich selbst. Mit 27 Jahren zog sie 2002 in den Bundestag ein – für zwölf Jahre. Als junge Abgeordnete hielt sie unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) gleich am ersten Tag ihre Jungfernrede, zum Thema Raiffeisen. Seit 2016 ist sie Mitglied des Landtags in Mainz und fällt immer wieder mit freien, temperamentvoll gehaltenen Reden auf.
Familienmensch und Bergsteigerin
Parteivorsitzende sei aber ja bekanntlich das schönste Amt neben dem Papst, zitiert sie den Ex-SPD-Bundesvorsitzenden Franz Müntefering. Und ergänzte mit einem Lachen: «Das hat eher mein Cousin inne.» Der Limburger Bischof und Vorsitzende der Bischofskonferenz ist einer der 27 Cousins und Cousinen der Sozialdemokratin und Katholikin.
Die sportliche Diplom-Verwaltungswirtin ist ein Familienmensch. Mit ihrem Mann – einem Mathe- und Musiklehrer, der ehrenamtlich auch Landesmusikdirektor ist – hat sie schon drei 4.000er-Berge bestiegen. Zur Familie gehören neben ihren beiden Kindern ein Hund und zwei Katzen.
Trotz bundespolitischer Erfahrung tief in Rheinland-Pfalz verwurzelt
Bätzing-Lichtenthäler hat gute Drähte in die Bundespolitik. Von 2005 bis 2009 war sie Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Seit Ende 2023 ist sie Mitglied im Bundesvorstand der Partei. Nach Berlin zieht es sie aber nicht zurück. «Ich bin hier geboren, verwurzelt und brenne für dieses Land», sagt sie über Rheinland-Pfalz. In Altenkirchen ist sie SPD-Kreisvorsitzende.
Als Ex-Ministerpräsidentin Malu Dreyer angerufen und gefragt habe, ob sie nicht als Ministerin nach Rheinland-Pfalz kommen wolle, habe sie sofort gesagt: «Ja, klar ich komme nach Hause» – und ihr Bundestagsmandat eineinhalb Jahre vor Ende der Wahlperiode abgegeben. Als Gesundheits-, Sozial- und Arbeitsministerin (2014 bis 2021) in Rheinland-Pfalz musste Bätzing-Lichtenthäler auch die Pandemie managen. Nach der Landtagswahl 2021 tauschte sie die Posten mit Schweitzer und wechselte auf den Fraktionsvorsitz.
Gesundheit, Soziales, Europa, Menschenrechte, Arbeitnehmerrechte und der Kampf gegen Rechtsextremismus gehören zu ihren Hauptthemen. Seit Mai 2022 ist sie auch Landesvorsitzende der Organisation für Kriminalitätsopfer, Weißer Ring. Diese Themen lägen ihr so am Herzen, dass sie sie auch künftig erst einmal Landesvorsitzende bleiben, aber auch ihre beiden Stellvertreter mehr einbinden wolle. (dpa/lrs)