Ludwigshafen. Ein Rottweiler hat sich am Donnerstagabend in der Saarlandstraße von der Leine losgerissen und einen 17-Jährigen sowie einen Polizisten verletzt (wir berichteten). Der 17-Jährige musste mit mehreren Bissen in einem Krankenhaus behandelt werden, ein Alkoholtest der 52-jährigen Halterin ergab 1,8 Promille. Die Tierrechtsorganisation PETA hat auf den Vorfall reagiert und fordert die rheinland-pfälzische Landesregierung auf, den Hundeführerschein einzuführen.
Meist liege das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine, hieß es in einer Mitteilung. Viele Halter könnten das Verhalten, die Signale und die Körpersprache ihres Vierbeiners nicht richtig deuten und einschätzen. „Somit ist die wahre Ursache für Beißattacken bei ihnen zu suchen – nicht beim Tier“, wird Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA, zitiert. Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, könne zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden – unabhängig von der Rasse.
Ein weiterer Vorteil eines Hundeführerscheins sei, dass er Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit der Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten könne. Jedes Jahr landen nach Angaben der Tierrechtsorganisation etwa 80 000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter seien sehr viele Tiere, die unüberlegt angeschafft wurden.
Nach einer von PETA in Auftrag gegebenen Umfrage im August 2023 würden sich 68 Prozent der in Deutschland lebenden Erwachsenen für einen verpflichtenden Hundeführerschein aussprechen.
Theorie und Praxis für Hundeführerschein
Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folgt für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis kann nach PETA-Angaben sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter sei unerlässlich, um Vorfälle mit Hundebissen zu verhindern.
Als erstes deutsches Bundesland habe Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen – seit Juli 2013 ist der allgemeine Hundeführerschein verpflichtend. Dort ereigneten sich nach drei Jahren nachweislich weniger Vorfälle, teilte PETA weiter mit. Auch das Land Bremen habe sich für einen verpflichtenden Hundeführerschein ausgesprochen, in Berlin sind Halter aufgefordert, sich bei Aufnahme eines Hundes die notwendige Sachkunde anzueignen. In München beispielsweise können sich Halter mit Führerschein als „Belohnung“ ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen.
PETA, People for the Ethical Treatment of Animals, ist nach eigenen Angaben mit mehr als fünf Millionen Unterstützern weltweit die größte Tierrechtsorganisation.
(dls)