Mi, 19.07.2023 , 08:22 Uhr

Ludwigshafen / Frankfurt: Außenministerin Annalena Baerbock bei Deutscher Bank und BASF - China-Strategie Thema

Nach ihrem Kurztrip zur Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York setzt Außenministerin Baerbock ihre Sommerreise in Deutschland fort. Es geht um Widerstandsfähigkeit – und das Verhältnis zu Peking.

Von Jörg Blank, Jörn Bender und Wolfgang Jung, dpa

Frankfurt/Main/Ludwigshafen. Außenministerin Annalena Baerbock besucht knapp eine Woche nach der Vorstellung der China-Strategie der Bundesregierung führende Unternehmen der Bank- und Chemiebranche. Die Grünen-Politikerin trifft am Mittwoch (10.00 Uhr) im Rahmen ihrer Sommerreise unter dem Motto «Gemeinsam stark» zur Widerstandsfähigkeit Deutschlands in der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt/Main zunächst Vertreter großer deutscher Geldhäuser.

Anschließend will sie sich in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) in der Zentrale des Chemie-Riesen BASF über die Diversifizierung von Bezugs- und Absatzmärkten informieren – insbesondere mit Blick auf China. Im baden-württembergischen Bruchsal ist zum Abschluss ein Besuch bei einem Geothermie-Projekt geplant, bei dem auch das für die Batterieherstellung wichtige Lithium gewonnen wird.

China-Strategie und Wirtschaft

Die Ampel-Regierung will wirtschaftliche Abhängigkeiten von China verringern, jedoch keinen grundlegenden Kurswechsel. «Die Bundesregierung strebt keine Entkoppelung von China an», heißt es in der Strategie. Die Regierung erwarte, dass die Unternehmen sich im Rahmen der Risikomanagement-Prozesse konkret mit chinabezogenen Entwicklungen und Risiken auseinandersetzen. Die Kosten von «Klumpenrisiken» müssten unternehmensseitig verstärkt internalisiert werden, damit im Falle einer geopolitischen Krise nicht staatliche Mittel zur Rettung einstehen müssen. Das dürfte auch die Deutsche Bank und BASF betreffen.

Zentrale der Deutschen Bank

Dort trifft Baerbock den Vorstandschef der Deutschen Bank, Christian Sewing, die stellvertretende Vorstandschefin der Commerzbank, Bettina Orlopp, die Sprecherin des Vorstands der UniCredit-Hypovereinsbank, Marion Höllinger, und Bankenverband-Hauptgeschäftsführer Heiner Herkenhoff. Es soll um Chancen und Herausforderungen des wachsenden asiatischen Marktes und der Globalisierung gehen. Zudem will sich die Ministerin über Formen der Klimafinanzierung austauschen.

Die Deutsche Bank hatte ausweislich des jüngsten Geschäftsberichts Ende 2022 ein Engagement von 6,1 Milliarden Euro oder ein Prozent des Gesamtkreditbuchs in China. In Vollzeitstellen umgerechnet kam der Frankfurter Dax-Konzern Ende vergangenen Jahres auf 613 Angestellte in China.

In einer Rede Anfang September führte Sewing aus, China sei ein Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft. «Diese Abhängigkeit zu verringern, wird einen mindestens ebenso fundamentalen Wandel erfordern wie die Entkoppelung von russischer Energie.» China ist und bleibe ein wichtiger Wachstumsmarkt und Investitionsziel für viele Kunden, insbesondere in den Industrien Automobil, grüne Energie, «New Economy», Chemie und Pharma.

BASF in Ludwigshafen

Trotz Kritik auch von Aktionären setzt BASF weiter auf China als Wachstumsmarkt der Zukunft. Die Volksrepublik stehe für rund die Hälfte der weltweiten Umsätze in der Chemie, sagte Vorstandschef Martin Brudermüller jüngst bei der Hauptversammlung zur strategischen Ausrichtung des Dax-Konzerns. Bei BASF stehe China aber nur für weniger als 15 Prozent des Gesamtumsatzes. Die geplanten milliardenschweren Investitionen in China sind aus Brudermüllers Sicht wichtig, um fehlendes Wachstum in Europa auszugleichen.

In der südchinesischen Provinz Guangdong baut BASF einen riesigen neuen Verbund-Standort – es soll der drittgrößte des Unternehmens werden und bereits der zweite dieser Art in China. Dafür investiert BASF rund zehn Milliarden Euro bis 2030.

Geothermie-Projekt

In Bruchsal will Baerbock ein Geothermie-Projekt besichtigen, bei dem auch Lithium gewonnen wird. Dass nachhaltige Energiegewinnung und die Unabhängigkeit von Rohstoff-Importen zentrale sicherheitspolitische Anliegen seien, sei nicht zuletzt seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine klar, erklärte das Außenministerium zu dem Besuch.

Der Energiekonzern EnBW teilt im Internet mit, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Verbundprojekt «UnLimited» («Untersuchungen zur Lithiumproduktion aus heißen Tiefenwässern in Deutschland») erprobe die Potenziale der Lithiumgewinnung aus dem salzhaltigen Thermalwasser, welches das Geothermiekraftwerk zur Energieproduktion an die Erdoberfläche und zurück pumpe. (dpa)

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