Antisemitismus ist und bleibt ein Thema in diesem Land - die Zahl judenfeindlicher Straftaten nahm allein in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr um 50 Prozent zu. Auch wenn viele sicher der Meinung waren, dass Deutschland aus der Historie gelernt hat, zeigt diese Sendung leider das Gegenteil. Diskutiert wurde in „Intensiv“ mit der früheren Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Mannheims, Orna Marhöfer, die Erziehungsreferentin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, Susanne Benizri-Wedde, Michael Blume - der Antisemitismus-Beauftragte Baden-Württembergs - und der Fotograf der Ausstellung "Gegen das Vergessen" Luigi Toscano.
Außerdem kam die Jüdische Jugend Baden - kurz Jujuba - zu Wort, die sich aktuell auf den Songcontest Jewrovision vorbereitet.
Orna Marhöfer widmet bereits ihr ganzes Leben der Aufklärung. Sie ist Teil des Programms „Meet a Jew“. Sie geht in Schulen, Vereine, spricht zu den Menschen, um das Judentum nahbarer zu machen. So sollen Vorurteile und Hass abgebaut werden oder auch gar nicht erst entstehen. Sie kritisiert deutlich die genehmigte "Kundgebung mit Friedensmarsch für Palästina" am Sonntag, den 15. Mai in Mannheim. Bereits im letzten Jahr wurden hier Hassparolen gegen Juden gebrüllt, israelische Flaggen brannten und vier Polizisten wurden durch Steinwürfe leicht verletzt. Sie fürchtet, dass erneut in ihrer Heimatstadt Judenhass verbreitet wird und fordert die Verantwortlichen zum Handeln auf:
Die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden bemüht sich um den Zusammenhalt der Juden in der Region. Benizri-Wedde nimmt sich als Erziehungsreferentin vor allem den Jugendlichen an. Gerade erst wurde ihnen das erste Empowerment-Seminar angeboten. Es ging darum, die jüdischen Jugendlichen zu stärken - für all die Herausforderungen, mit denen sie sich immer wieder auseinandersetzen müssen. Wie gehen sie mit Antisemitismus um? Wann hilft Reden, wann Weglaufen? In der Diskussionsrunde wird deutlich, dass Antisemitismus zwar immer da war, aber schon sehr lange Zeit nicht mehr so präsent, wie er aktuell ist.
Blume befürchtet, dass die antisemitischen Straftaten weiter zunehmen werden. Er benennt auch klar, dass Judenhass überall sitzen kann. Er verbreite sich über die Sozialen Medien, er sitze auch in den Lehrerzimmern und Pfarrhäusern. Blume ruft dazu auf, bereits bei den jungen Menschen Judenhass und Mobbing sofort im Keim zu stoppen. Es müsse früh eingegriffen werden. Er macht auch klar, dass der Ursprung der Verschwörungsmythen, die gerade zur Pandemie um sich griffen, immer antisemitisch ist.
Toscano ist mit seiner Ausstellung weltweit unterwegs. In „Gegen das Vergessen“ zeigt der Fotograf Portraits Holocaust-Überlebender. Die Bilder waren schon in New York bei den Vereinen Nationen, aber auch an Schulen zu sehen. Toscano macht jedem Menschen damit ein Angebot, sich mit dem Thema auseinandersetzen. Der Künstler hat einen Weg gefunden, aufzuklären und die Opfer dieser grausamen Verbrechen zu verewigen, so dass sie nicht mehr vergessen werden. Auch seine Ausstellung war bereits Opfer antisemitischer Attacken. Doch aus dem Hass heraus entstand auch wieder etwas Bemerkenswertes, wie Toscano in der Sendung berichtet.