Sein Name ist Chance, Verpflichtung und Tradition weit über Rheinland-Pfalz hinaus. Dominik Geißler wird am Dienstag (13.12.) als neuer Oberbürgermeister der Universitätsstadt Landau vereidigt. Damit tritt der 59-Jährige in die Fußstapfen seines Vaters Heiner Geißler, der als Minister und eloquenter CDU-Generalsekretär die Bundes- und Landespolitik mitgeprägt hat. «Als Jugendlicher und Student hatte ich es mit einem so berühmten und teilweise polarisierenden Vater nicht leicht», sagt Dominik Geißler.
Landaus künftiger Rathauschef ging spät in die Politik, Anfang 2008. «Das war die Zeit, in der ich endlich frei atmen konnte und nicht nur vom Vater abgeleitet wurde», sagt Dominik Geißler. In der Schule habe er sich oft rechtfertigen müssen, «was der Vater wieder gemacht hat». «Da habe ich gesagt: Weit weg. Das wäre sonst nicht gut gewesen.»
Kindheit und Jugend verbrachte der gebürtige Stuttgarter in Mainz. Er studierte Slawistik, es folgte ein Studium der Politik- und der Musikwissenschaften samt Promotion. 2008 dann der Wechsel in die Politik: Geißler wurde Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, dann Sprecher von Bundesminister Peter Altmaier – erst im Umweltministerium, dann im Kanzleramt und schließlich Leiter der Leitungs- und Planungsabteilung im Bundeswirtschaftsministerium.
«Als ich nach Berlin kam, habe ich gesagt: Lasst mich mit meinem Vater in Ruhe, ich muss mich eigenmächtig durchkämpfen», sagt der CDU-Politiker. Seine abwechslungsreiche Biographie, die ihn als Journalist auch in die Sowjetunion führte, sieht er durchaus als Vorteil. «Ich habe immer mehrere Lebensbeine geschwungen, deswegen habe ich einen unorthodoxen Lebenslauf.»
Nun also die 50 000-Einwohner-Stadt Landau. «Viele haben gefragt: Wieso machst du das? Von Berlin in die Südpfalz», sagt Geißler. «Ich sehe das aber ganz und gar nicht als Zumutung.» Kommunalpolitik sei sehr wichtig und werde trotzdem manchmal wenig wertgeschätzt. «Außerdem: Landau ist back to the roots. Es steckt viel Südpfalz in mir, das war immer mein Sehnsuchtsort, auch wenn ich kein Pfälzisch spreche», sagt Geißler, der im benachbarten Gleisweiler im Haus wohnt, das er mit Eltern und zwei jüngeren Brüdern einst gebaut hat.
Seine Frau habe dem Umzug schnell zugestimmt. «Sie kennt das, wir haben 1995 hier geheiratet. Außerdem sind wir nicht weit weg von Frankreich, was sie als Französin toll findet.» Sein Sohn war anfangs weniger begeistert. «Für Berliner Jugendliche gibt es eben außerhalb von Berlin nichts, wo man hingehen könnte», sagt Geißler und lacht.
Sein Sieg war knapp. Mit 50,6 Prozent gewann er die Stichwahl gegen seinen SPD-Konkurrenten. «Ich bin gegen Kandidaten angetreten, die zum Teil seit Jahrzehnten in der Stadtpolitik verankert sind, während ich neu bin. Von daher war der Erfolg ziemlich krass», sagt Geißler.
Im dpa-Gespräch nennt er drei Punkte, die ihm wichtig sind: «Erstens will ich die enorme wirtschaftliche Entwicklung von Landau aufrecht erhalten, zweitens wünsche ich mir eine klima- und umweltbewusste Stadt, drittens möchte ich mit einer umfassenden Kulturpolitik eine strategische Stadtplanung für alte und junge Menschen.»
Im Stadtrat wird er mit einer Koalition aus CDU, Grüne und FDP zusammenarbeiten müssen. Das dürfte nicht immer leicht werden, aber Geißler bringt wichtige Politikerfahrung mit: «Ich habe permanenten Kontakt mit Berlin, ich habe ein Netzwerk, ich kenne die Abläufe.»
Wenn er nicht Politik macht, ist Klavierspielen («Von Bach bis Billy Joel») eine seiner Leidenschaften – und Gleitschirmfliegen. Mit Vater Heiner (1930-2017) gründete er 1992 den Südpfälzer Verein «Duddefliecher». «Ich überlege tatsächlich, ob ich auf die Starthänge zurückkehre», sagt Dominik Geißler. «Gleitschirmfliegen ist ein erhabenes Gefühl. Man muss immer aktiv schauen, wie man oben bleibt.»