Do, 22.12.2022 , 08:31 Uhr

Krankenhäuser: Bei Kinderkliniken Versorgung an Weihnachten sichern

Die Kinderkliniken im Südwesten sind am Anschlag. Es fehlen Ärzte und Pflegende, es gibt zu viele Pflichten, zu wenig Zeit – und der Winter mit möglichen Infektionskrankheiten steht erst bevor. Ein Fachgipfel soll’s erstmal richten.

Den Kinderkliniken fehlt Personal, fast alle haben Angst vor den Infektionen im Winter: Angesichts der starken Belastung in den Kinderkliniken muss aus Sicht der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) zunächst die Versorgung an den Weihnachtstagen und bis nach Neujahr sichergestellt werden. Danach müsse geklärt werden, wie die Lage der Kliniken und ihres Personals auch auf längere Sicht deutlich verbessert werden könne, forderte BWKG-Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag vor dem Beginn des kurzfristig angesetzten Fachgipfels Kindergesundheit am Donnerstag (10.00 Uhr).

Im Gespräch mit Vertretern der Krankenhäuser und Pflege, mit Gewerkschaften und Berufsverbänden will Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) bei dem zweistündigen Gespräch über Mittel und Wege aus der Krise beraten. «Wir erwarten dabei ein klares Bekenntnis, dass alle Leistungserbringer in den kommenden Wochen alles tun, um die Versorgung der Kinder zu gewährleisten», sagte Einwag.

Damit die Notaufnahmen der Kliniken nicht überlaufen, müssten an den Feiertagen und «zwischen den Jahren» in guter Kooperation auch die Vertragsärzte für die kleinen Patientinnen und Patienten zu erreichen sein. «Es ist wichtig, dass wir diese schwierige Phase gemeinsam meistern», sagte Einwag.

Die Lage in den Kliniken ist seit Wochen angespannt, unter anderem aufgrund einer deutlichen Zunahme von Atemwegserkrankungen durch RS-Viren. Die Atemwegserkrankung ist besonders für Frühgeborene, Säuglinge und Kleinkinder gefährlich. Diese könnten schwere Lungenentzündungen bekommen.

Mit deutlichen Worten hatten zuletzt Fachärzte aus Kinderkliniken im ganzen Land angesichts von Überlastung und Personalnot einen Hilfsappell an die Landesregierung gerichtet. Das System werde seit Jahren kaputtgespart, dringende kinderchirurgische Eingriffe würden verschoben, heißt es in dem Protestbrief von Fachärzten aus 23 der rund 30 Kinderkliniken im Land.

Der Marburger Bund Baden-Württemberg erwartet daher von Lucha beim Gipfel konkrete Lösungsvorschläge, wie Ärztinnen und Ärzte mit der sehr angespannten Lage in den Kinderkliniken umgehen sollen. «Der Personalmangel wird immer größer, die Zeit wird immer knapper und die Arbeitsbedingungen in den Kliniken immer schlechter», kritisierte der Ärzteverband. «Wir fordern, dass kurzfristige Schritte eingeleitet werden, um die Ärztinnen und Ärzte vor Ort zu entlasten, damit diese die Patientensicherheit gewährleisten können.»

Die SPD warf Lucha vor dem Fachgipfel vor, Kliniken, Kinderärzte und Familien seit Wochen warten zu lassen. «Daran ändert dieser hektisch einberufene Gipfel nichts», sagte der Gesundheitsexperte der SPD-Fraktion, Florian Wahl. Seine Partei fordert eine Rückholprämie für Ärzte und Pflegende, die derzeit nicht im Beruf arbeiten oder im Ruhestand sind. In den ambulanten kindermedizinischen Notfallpraxen an Krankenhäusern müsse das Personal erhöht werden, Kinderarztpraxen müssten offen bleiben, außerdem sei es notwendig, die Telemedizin aufzustocken. «Hier geht es vor allem darum, die Eltern über Video zu beraten, wie sie kranke Kinder auch ohne direkten Arztbesuch zu Hause betreuen können», sagte Wahl.

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