Mit gemischten Gefühlen verfolgt ein Ort in der Pfalz den US-Wahlkampf. Donald Trumps Großvater war einst von hier in die USA ausgewandert. Besonders verbunden fühlt man sich dem Politiker aber nicht.
Kallstadt ist der Heimatort von Trumps Vorfahren väterlicherseits. Die Wahl rückt den Ort mit rund 1.200 Einwohnern erneut ins Rampenlicht. Reporter aus beinahe der ganzen Welt halten Bewohnerinnen und Bewohnern auf der Straße und in vielen Weinstuben derzeit wieder ein Mikrofon unter die Nase. Seit Trumps Wahlsieg 2016 sehen sich die Menschen der stets gleichen Frage ausgesetzt: Besucht Trump den Ort seiner Vorfahren?
Saumagen für Mister «Drump»?
Gegenfrage: Wäre er willkommen? Der Bürgermeister gibt sich gelassen. «Wir haben immer gesagt, dass die Nachfahren von Auswanderern natürlich kommen können», sagt Jaworek. Der Besuch eines Präsidenten oder Ex-Präsidenten wäre natürlich extrem aufwendig. «Aber letztendlich könnte man ihm den Ort zeigen, von dem aus Großmutter und Großvater väterlicherseits einst ausgewandert sind.»
Das malerische Kallstadt an der Deutschen Weinstraße bietet Touristen jeder Sorte etwas: das «Pfälzer Nationalgericht» Saumagen für den, der es deftig mag, aber auch leichtes Essen für Radfahrer und Wanderer. Es gibt Gartenlokale, Hotels mit Fachwerk – und es gibt die beiden Häuser an der Freinsheimer Straße, in denen Trumps Vorfahren wohnten. Den jetzigen Bewohnern ist der Rummel längst ein Graus. Auch sonst klingt in Gesprächen deutlich an, dass wenige wirklich begeistert wären von einem Besuch von «Drump», wie viele den Namen aussprechen.
Leben in der Ramstein-Einflugschneise
Trumps Großvater Friedrich wuchs in einem unscheinbaren weißen Haus auf, bevor er 1885 in die USA ging. Aus Kallstadt stammt übrigens auch der Vater des Ketchup-Herstellers Henry John Heinz. In der Salvatorkirche in Kallstadt steht ein Kelch, aus dem Trumps Großeltern bei ihrer Konfirmation getrunken haben sollen.
Die Trump-Organization, das Unternehmen des Ex-Präsidenten, unterstützte vor Jahren die Restaurierung des protestantischen Gotteshauses mit 5.000 US-Dollar. Die Nachfahren des Ketchup-Unternehmers Heinz waren deutlich großzügiger: Sie spendeten 50.000 Euro für die Orgel.
Zuletzt hatte Trump gegen Windräder und Solarfelder gewettert und Deutschland als mahnendes Beispiel herangezogen. «Sie haben überall Windräder aufgestellt, und der Wind wehte nicht so stark. Und wenn sie diesen Prozess fortgesetzt hätten, wäre Deutschland jetzt pleite», behauptete der Republikaner bei einem Bürgerdialog im Bundesstaat Florida.
Da wäre bei einem Besuch in Kallstadt ein Gespräch über Nachhaltigkeit besonders reizvoll – zumal der Ort mit seiner «Strategie 2030» eine Modellkommune im Biosphärenreservat Pfälzerwald ist.
«Ich weiß ja nicht, wie viel Zeit wäre», sagt Bürgermeister Jaworek. Jedoch würde er bei einem Besuch von Trump nicht bloß lächelnd danebenstehen. «Ich würde ihm zeigen, wie das Leben so verläuft in der Einflugschneise der US Air Base Ramstein», erklärt der Bürgermeister. «Das wäre natürlich ein deutliches Kontrastprogramm zu seinem Leben.» (Wolfgang Jung und Uwe Anspach, dpa)