Fr, 01.11.2024 , 20:42 Uhr

Kallstadt: Unfreiwilliger Ruhm - Beziehung zu Trump bleibt distanziert

Mit gemischten Gefühlen verfolgt ein Ort in der Pfalz den US-Wahlkampf. Donald Trumps Großvater war einst von hier in die USA ausgewandert. Besonders verbunden fühlt man sich dem Politiker aber nicht.

Die kleine Gemeinde Kallstadt ist international bekannt als «deutsche Heimat von Donald Trump» – doch für den Winzerort ist es nie das Ziel gewesen, so ins Rampenlicht zu rücken. Vor der US-Präsidentenwahl am Mittwoch (5.11.) ist der Name des 78 Jahre alten Politikers in der Gemeinde in der Pfalz denn auch eher ein Reizwort. Ein persönlicher Besuch von Trump in der Pfalz, davon träumt hier kaum jemand.
«Ich denke, die Menschen hier verfolgen den US-Wahlkampf nicht anders als andere in Deutschland», sagt Kallstadts Bürgermeister Thomas Jaworek der Deutschen Presse-Agentur. «Man staunt über die Art der Auseinandersetzung und was zum Beispiel bei Fernsehduellen erzählt wird. Letztendlich wird sich bei uns aber keiner die Nacht um die Ohren schlagen und auf das Ergebnis warten», meint der CDU-Politiker.

Kallstadt ist der Heimatort von Trumps Vorfahren väterlicherseits. Die Wahl rückt den Ort mit rund 1.200 Einwohnern erneut ins Rampenlicht. Reporter aus beinahe der ganzen Welt halten Bewohnerinnen und Bewohnern auf der Straße und in vielen Weinstuben derzeit wieder ein Mikrofon unter die Nase. Seit Trumps Wahlsieg 2016 sehen sich die Menschen der stets gleichen Frage ausgesetzt: Besucht Trump den Ort seiner Vorfahren?

Saumagen für Mister «Drump»?

Gegenfrage: Wäre er willkommen? Der Bürgermeister gibt sich gelassen. «Wir haben immer gesagt, dass die Nachfahren von Auswanderern natürlich kommen können», sagt Jaworek. Der Besuch eines Präsidenten oder Ex-Präsidenten wäre natürlich extrem aufwendig. «Aber letztendlich könnte man ihm den Ort zeigen, von dem aus Großmutter und Großvater väterlicherseits einst ausgewandert sind.»

Das malerische Kallstadt an der Deutschen Weinstraße bietet Touristen jeder Sorte etwas: das «Pfälzer Nationalgericht» Saumagen für den, der es deftig mag, aber auch leichtes Essen für Radfahrer und Wanderer. Es gibt Gartenlokale, Hotels mit Fachwerk – und es gibt die beiden Häuser an der Freinsheimer Straße, in denen Trumps Vorfahren wohnten. Den jetzigen Bewohnern ist der Rummel längst ein Graus. Auch sonst klingt in Gesprächen deutlich an, dass wenige wirklich begeistert wären von einem Besuch von «Drump», wie viele den Namen aussprechen.

Leben in der Ramstein-Einflugschneise

Trumps Großvater Friedrich wuchs in einem unscheinbaren weißen Haus auf, bevor er 1885 in die USA ging. Aus Kallstadt stammt übrigens auch der Vater des Ketchup-Herstellers Henry John Heinz. In der Salvatorkirche in Kallstadt steht ein Kelch, aus dem Trumps Großeltern bei ihrer Konfirmation getrunken haben sollen.

Die Trump-Organization, das Unternehmen des Ex-Präsidenten, unterstützte vor Jahren die Restaurierung des protestantischen Gotteshauses mit 5.000 US-Dollar. Die Nachfahren des Ketchup-Unternehmers Heinz waren deutlich großzügiger: Sie spendeten 50.000 Euro für die Orgel.

Zuletzt hatte Trump gegen Windräder und Solarfelder gewettert und Deutschland als mahnendes Beispiel herangezogen. «Sie haben überall Windräder aufgestellt, und der Wind wehte nicht so stark. Und wenn sie diesen Prozess fortgesetzt hätten, wäre Deutschland jetzt pleite», behauptete der Republikaner bei einem Bürgerdialog im Bundesstaat Florida.

Da wäre bei einem Besuch in Kallstadt ein Gespräch über Nachhaltigkeit besonders reizvoll – zumal der Ort mit seiner «Strategie 2030» eine Modellkommune im Biosphärenreservat Pfälzerwald ist.

«Ich weiß ja nicht, wie viel Zeit wäre», sagt Bürgermeister Jaworek. Jedoch würde er bei einem Besuch von Trump nicht bloß lächelnd danebenstehen. «Ich würde ihm zeigen, wie das Leben so verläuft in der Einflugschneise der US Air Base Ramstein», erklärt der Bürgermeister. «Das wäre natürlich ein deutliches Kontrastprogramm zu seinem Leben.»  (Wolfgang Jung und Uwe Anspach, dpa)

Das könnte Dich auch interessieren

07.11.2024 Mannheim: ZEW-Präsident über Ampel-Aus: Regierung ist Anspruch nicht gerecht geworden Mannheim. ZEW-Präsident Achim Wambach hat sich zum Aus der Ampel geäußert – und sich für eine handlungsfähige Regierung ausgesprochen, die schnell gebildet werden müsse. „Die Probleme Deutschlands sind zu groß, um einen politischen Stillstand auszuhalten“, sagte Wambach. Die Regierung sei gestartet, die Transformation hin zur Klimaneutralität mit wirtschaftlichem Wachstum und sozialer Sicherung in Einklang zu 07.11.2024 Mannheim: IHK-Präsident Manfred Schnabel: Ampel konnte keine Antworten auf "große Fragen" finden Mannheim. Manfred Schnabel, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, hat sich zum Aus der Ampel geäußert und betont, dass in Deutschland dringender Handlungsbedarf bestehe. Die Wirtschaft leide immens unter den strukturell schwierigen Rahmenbedingungen in Deutschland, gleichzeitig sei das Land sicherheitspolitisch gefordert, wie seit Jahrzehnten nicht. Schnabel sagte, dass die Ampel keine gemeinsame Antwort auf 07.11.2024 Rheinland-Pfalz: FDP-Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt sieht Ampel im Land nicht in Gefahr Nach dem Ampel-Aus im Bund bekennt sich Wirtschaftsministerin Schmitt zur Mainzer Ampel. Auch wenn die FDP in Rheinland-Pfalz einen neuen Chef braucht, sei die Partei weiter in guten Händen, sagt sie. Mainz. Die rheinland-pfälzische FDP-Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt sieht die Ampel-Koalition in Mainz auch nach dem Bruch des Dreierbündnisses im Bund nicht in Gefahr. «In Rheinland-Pfalz 07.11.2024 Stuttgart: Grünen-Politiker Andreas Schwarz fordert nach Ampel-Aus Bundeshaushalt Nach dem Bruch der Berliner Ampel mahnt Grünen-Landespolitiker Schwarz Stabilität für Bürger und Unternehmen an. Die grün-schwarze Koalition in Stuttgart funktioniert aus seiner Sicht. Stuttgart. Grünen-Landtagsfraktionschef Andreas Schwarz fordert nach dem Bruch der Berliner Ampel, dass der Bundeshaushalt für das kommende Jahr unter Dach und Fach gebracht wird. Der Staat müsse handlungsfähig bleiben, erklärte Schwarz, wie