Do., 09.01.2025 , 09:18 Uhr

Heidelberg:«Körperwelten»-Schöpfer empfindet Leben als große Ausnahme

Mit seinen «Körperwelten»-Ausstellungen wurde Gunther von Hagens weltweit bekannt. Nun wird der Mediziner 80. Wie die Auseinandersetzung mit dem Tod seinen Blick auf das Leben verändert hat.

Die «Körperwelten»-Ausstellungen zeigen Menschen unter anderem beim Schachspielen, Sport oder beim Sex. Bis heute wurden die konservierten Leichen nach Angaben der Veranstalter weltweit von mehr als 56 Millionen Menschen bestaunt – und sorgten immer wieder für Kritik. «Das ist auch gut so», findet Ausstellungsmacher und Erfinder der sogenannten Plastination Gunther von Hagens, der am 10. Januar 80 Jahre alt wird.
«Kontroversen sind ein Zeichen dafür, dass meine Arbeit die Menschen berührt, zum Nachdenken anregt und Diskussionen auslöst – genau das war von Anfang an mein Ziel», sagte der Mediziner der Deutschen Presse-Agentur. Sachliche Kritik nehme er sehr ernst, zum Beispiel wenn es um die Würde der Plastinate gehe. Die Debatte habe ihn dazu bewegt, den gesamten Prozess – von der Körperspende bis hin zur Präsentation in der Ausstellung – so transparent und respektvoll wie möglich zu gestalten.

Tod ist Teil des Lebens

Bei der Plastination wird der Körper oder Teile davon durch eine Konservierungsmethode von innen stabilisiert. Damit können Muskeln, Knochen und innere Organe geruchlos und trocken für den Betrachter sichtbar gemacht werden. Von Hagens hat die Methode entwickelt und patentieren lassen. Ihr Debüt hatte die Ausstellung 1995 in Tokio und wurde bis heute Dutzende Male in 42 Ländern gezeigt.

«Die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Menschen hat meinen Blick auf das Leben tief geprägt», sagte von Hagens. «Wenn man den Tod nicht nur als Ende, sondern auch als Teil des Lebens betrachtet, verschiebt sich der Fokus: Man beginnt, den Wert des Augenblicks mehr zu schätzen und bewusster zu leben.» Je älter er werden, desto mehr empfinde er das Leben als große Ausnahme und den Tod als das Normale. «Letztlich ist es die Vergänglichkeit, die dem Leben überhaupt Bedeutung verleiht.»

Sohn hat Geschäftsführung übernommen

Von Hagens hat Parkinson und sich deshalb weitestgehend aus dem Geschäft zurückgezogen. Er sei seinem Sohn Rurik und seiner Frau Angelina Whalley sehr dankbar, dass sie das Unternehmen und die Ausstellungen mit Leidenschaft weiterführten. Er habe gelernt, mit der Erkrankung umzugehen und seinen Alltag entsprechend anzupassen. «Dazu gehört vor allem, Stress zu vermeiden, denn der beschleunigt den Krankheitsprozess.» Von Hagens lebt überwiegend in Heidelberg, wo er im kleinen Kreise der Familie seinen 80. Geburtstag feiern will.

In Deutschland ist die «Körperwelten»-Ausstellung dieses Jahr in Hannover, Magdeburg und München zu sehen. In Berlin, Heidelberg und Guben gibt es dauerhafte Ausstellungen. (dpa)

Das könnte Dich auch interessieren

30.01.2025 Berlin/Mannheim: Bundespräsident bedauert mögliche Rückgabe von Verdienstorden durch Weinberg und Toscano Berlin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würde eine Rückgabe des Bundesverdienstordens durch Albrecht Weinberg und Luigi Toscano „sehr bedauern“. Das erklärte sein stellvertretender Sprecher auf RNF-Anfrage. Albrecht Weinberg, ein Holocaust-Überlebender, und der Mannheimer Fotograf Luigi Toscano hatten angekündigt, ihre Auszeichnungen aus Protest zurückzugeben, nachdem die Union gestern mit Stimmen der AfD einen Bundestagsantrag zur Migrationspolitik durchgebracht hat. 27.01.2025 Schifferstadt: Literaturkritiker Denis Scheck erhält den pfälzischen Saumagen-Orden  Literaturkritiker Denis Scheck (60, «Druckfrisch») erhält den pfälzischen Saumagen-Orden – und bricht eine Lanze für das Gericht aus Schweinebrät und Kartoffeln. «Sehr zu Unrecht» habe man sich über das kulinarische Engagement des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl für die Pfälzer Küche lustig gemacht, sagte Scheck der Deutschen Presse-Agentur. «So viel mich politisch von ihm trennt – 26.01.2025 Baden-Württemberg: Strobl "Unfassbares Leid niemals vergessen" Acht Jahrzehnte nach dem NS-Völkermord an den Juden muss die Erinnerung wachgehalten werden, mahnt Baden-Württembergs Innenminister Strobl. Und er betont: Wehret den Anfängen. Stuttgart. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) hat dazu aufgerufen, die Erinnerung an den NS-Völkermord wachzuhalten und den Anfängen zu wehren. Anlässlich des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar erinnerte 20.01.2025 Baden-Württemberg: Tourismusbranche darf auf Rekordjahr 2024 hoffen Baden-Württemberg darf für das Tourismusjahr 2024 auf Rekordzahlen hoffen. Staatssekretär Dr. Patrick Rapp betonte beim Tourismustag in Stuttgart die stark gestiegene Nachfrage, insbesondere aus dem Ausland. Von Januar bis November 2024 kamen 22,1 Millionen Gäste ins Land, die Zahl der Übernachtungen stieg auf 55 Millionen – das ist eine Steigerung um 3,6 Prozent bei den