Mit seinen «Körperwelten»-Ausstellungen wurde Gunther von Hagens weltweit bekannt. Nun wird der Mediziner 80. Wie die Auseinandersetzung mit dem Tod seinen Blick auf das Leben verändert hat.
Bei der Plastination wird der Körper oder Teile davon durch eine Konservierungsmethode von innen stabilisiert. Damit können Muskeln, Knochen und innere Organe geruchlos und trocken für den Betrachter sichtbar gemacht werden. Von Hagens hat die Methode entwickelt und patentieren lassen. Ihr Debüt hatte die Ausstellung 1995 in Tokio und wurde bis heute Dutzende Male in 42 Ländern gezeigt.
«Die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Menschen hat meinen Blick auf das Leben tief geprägt», sagte von Hagens. «Wenn man den Tod nicht nur als Ende, sondern auch als Teil des Lebens betrachtet, verschiebt sich der Fokus: Man beginnt, den Wert des Augenblicks mehr zu schätzen und bewusster zu leben.» Je älter er werden, desto mehr empfinde er das Leben als große Ausnahme und den Tod als das Normale. «Letztlich ist es die Vergänglichkeit, die dem Leben überhaupt Bedeutung verleiht.»
Von Hagens hat Parkinson und sich deshalb weitestgehend aus dem Geschäft zurückgezogen. Er sei seinem Sohn Rurik und seiner Frau Angelina Whalley sehr dankbar, dass sie das Unternehmen und die Ausstellungen mit Leidenschaft weiterführten. Er habe gelernt, mit der Erkrankung umzugehen und seinen Alltag entsprechend anzupassen. «Dazu gehört vor allem, Stress zu vermeiden, denn der beschleunigt den Krankheitsprozess.» Von Hagens lebt überwiegend in Heidelberg, wo er im kleinen Kreise der Familie seinen 80. Geburtstag feiern will.
In Deutschland ist die «Körperwelten»-Ausstellung dieses Jahr in Hannover, Magdeburg und München zu sehen. In Berlin, Heidelberg und Guben gibt es dauerhafte Ausstellungen. (dpa)