So, 03.04.2022 , 10:18 Uhr

Heidelberg: Würzner appelliert an Bund - Städte können ÖPNV nicht allein stemmen

Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) will im Bemühen um eine klimafreundlichere Mobilität den Bund stärker in die Pflicht nehmen. Auf den Kosten der Sanierung des für die Verkehrswende so wichtigen öffentlichen Nahverkehrs dürften die Kommunen nicht sitzen bleiben. «Die Städte haben riesige Bestandsstrecken, die erhalten, saniert, modernisiert und barrierefrei umgebaut werden müssen – doch für die erforderlichen gewaltigen Ausgaben gibt es keine Förderung des Bundes mehr», monierte Würzner. Die Kommunen könnten das alleine nicht stemmen. Er plädiert auch für deutlich reduzierte Tarife.

Zwar würden neue Haltestellen noch mitfinanziert, sagte Würzner, der Erster Stellvertreter des Präsidenten des Deutschen Städtetags, Markus Lewe (Münster), ist, der Deutschen Presse-Agentur. Doch das gelte nicht für die in die Jahre gekommenen Fahrwege dorthin. Die neue Bundesregierung müsse ihren Förderschwerpunkt von der Beteiligung an neuen Strecken, für deren Kosten der Bund bis zu 70 Prozent beisteuere, auf die Ertüchtigung bestehender Straßenbahngleise verschieben. «Da muss es rasch ein Umdenken geben, denn einige Kommunen bauen mangels Mitteln für den Unterhalt Infrastruktur zurück.» Nach Auskunft des Landesverkehrsministeriums gibt es bereits solche Programme.

Nicht nur die Substanz des ÖPNV müsse verbessert werden, so Würzner, sondern auch das Preisgefüge. «Der Nahverkehr muss günstiger werden.» Eine Schülerjahreskarte für 550 Euro stelle für manche Eltern, zumal bei zwei oder mehr schulpflichtigen Kindern, eine hohe Belastung dar. In einem Stufenmodell will Würzner von Gratis-Tagen über Nulltarif für Kinder und Heranwachsende sowie Menschen über 60 Jahren zur kostenlosen Nutzung von Bussen und Bahnen für alle kommen.

«Ich halte das für finanzierbar», sagte Würzner. Die Partnerstadt Montpellier habe dies vorgemacht. In diesem Punkt sind sich der 60-jährige Geograf und die Grünen als stärkste Fraktion im Gemeinderat nicht einig. Die Fraktion will keine Förderung des ÖPNV mit der Gießkanne. «Das können wir uns nicht leisten», sagte deren Chef Derek Cofie-Nunoo. Zuerst müsse das Angebot im ÖPNV verbessert werden, um dann mehr Menschen den Umstieg vom Auto auf die ökologischeren Alternativen schmackhaft zu machen. Würzner hält dagegen: «Wer diese Idee immer noch als Monstranz vor sich her trägt, wird den öffentlichen Nahverkehr nie attraktiver machen.»

Derzeit läuft ein vom Herbst vergangenen Jahres auf dieses Frühjahr verschobenes Projekt mit Gratis-Fahrten an vier Samstagen (26.3. und 2., 9., 16. April). Schon am ersten Tag verzeichnete die Stadt zehn Prozent mehr Fahrgäste als üblich.

Mit einem städtischen «Modal Split», also der Aufteilung der Wege auf die unterschiedlichen Verkehrsmittel, von 80 Prozent aller zurückgelegten Strecken per Rad, Bahn, Tram oder zu Fuß und 20 Prozent mit dem Auto hat Heidelberg nach Worten Würzners eine extrem gute Ausgangsposition. Die Anteile umweltfreundlicher Fortbewegung würden mit dem Ausbau von ampelfreien Schnellradtrassen durch die gesamte Stadt noch verbessert. «Für die Menschen muss die Beförderung schnell und bequem sein.» Dafür müssten die Beförderungsmöglichkeiten intelligent miteinander verknüpft werden, etwa durch Park and Ride, Fahrradparkhäuser oder Car-Sharing-Angebote an Bahnhöfen. Würzner resümierte: «Dann wird die ganze Sache attraktiv.»

heidelberg öpnv Würzner

Das könnte Dich auch interessieren

06.12.2024 Heidelberg: Zunehmend negative Haltung und Vorbehalte – Muslimische Gemeinde lädt zu offenem Dialog auf Bismarckplatz ein Heidelberg. Mitglieder der Ahmadiyya Muslim Gemeinde Heidelberg laden am Samstag (11 bis 14 Uhr) zum offenen Dialog auf dem Bismarckplatz ein. Mit der Botschaft „Ich bin ein Muslim. Haben Sie etwas auf dem Herzen?“ wollen sie ein Zeichen für Offenheit und Verständigung setzen, hieß es in einer Mitteilung. Demnach beweisen Studien, dass ein ernst zu 15.11.2024 Heidelberg: Maximal 1200 Fahrzeuge - Stadt schränkt Angebot von E-Scootern ein Mitten auf Geh- oder Radwegen abgestellte E-Scooter behindern Fußgänger, Fahrradfahrer und Rollstuhlfahrer. Heidelberg will deswegen künftig klare Vorgaben machen. Heidelberg. Heidelberg schränkt das Angebot von mietbaren E-Scootern ein. Der Gemeinderat billigte einem Stadtsprecher zufolge mit großer Mehrheit ein neues Konzept, wonach künftig nur noch drei Anbieter zusammen maximal 1.200 E-Scooter bereitstellen dürfen. Zudem sollen Nutzer 30.10.2024 Mannheim/Heidelberg: Ermöglicht Krankenhausreform Fusion? Der geplante Zusammenschluss der beiden Unikliniken in Nordbaden war ein Fall fürs Bundeskartellamt und soll vor Gericht diskutiert werden. Doch vielleicht gibt es eine ganz andere Option. Mannheim. Die umstrittene Krankenhausreform könnte die geplante Fusion der Unikliniken Mannheim und Heidelberg trotz Verbots des Bundeskartellamts ermöglichen. Sie enthalte eine Gesetzesänderung, nach der im Gegensatz zur bisherigen 30.10.2024 Heidelberg: Entscheidung gefallen – Teilerfolg für Anwohner in Heidelberg Anwohnende der Heidelberger Altstadt haben vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim im Streit um die Kneipen-Öffnungszeiten einen Teilerfolg errungen. Nun ist die Stadt am Zug. Heidelberg. Es ist ein Teilerfolg für Anwohner im Streit um die Kneipenöffnungszeiten in der Heidelberger Altstadt. Das Gericht hat bislang allerdings keine konkreten Aussagen dazu gemacht, wie die Änderungen auszusehen haben. Das