Mi, 26.01.2022 , 17:20 Uhr

Heidelberg: Todesopfer stammt aus der Südpfalz - Offenbar keine persönliche Beziehung zum Amokläufer

Die bei dem Amoklauf an der Universität Heidelberg getötete Studentin stammt aus der Südpfalz. Die 23-Jährige sei in Landau geboren und habe zuletzt in Heidelberg gewohnt, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch in Mannheim. Zunächst hatte „Die Rheinpfalz“ darüber berichtet. Die Biologiestudentin im ersten Semester war während einer Lehrveranstaltung im Hörsaal durch einen Kopfschuss getroffen worden und erlag wenig später ihren schweren Verletzungen. Der 18-jährige Attentäter, der aus Berlin stammt, verletzte drei weitere Menschen mit Gewehrschüssen und tötete sich danach selbst. Laut Berliner Zeitung heißt er Nikolai G.

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwochnachmittag mitteilen, hat die Arbeit der 32-köpfigen Ermittlungsgruppe „Botanik“ der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg wichtige erste Ergebnisse hervorgebracht. Demzufolge erwarb der Amokläufer rund eine Woche vor der Tat in Österreich insgesamt drei Langwaffen. Zwei davon und rund 150 Schuss Munition wurden am Montag am Tatort sichergestellt. Die dritte Waffe, eine Büchse, wurde von der österreichischen Polizei in einem Zimmer, das der 18-Jährige bei seinem Aufenthalt in Österreich angemietet hatte, gefunden. Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen soll er die beiden bei der Tat in Heidelberg verwendeten Waffen bei einem Waffenhändler und die dritte bei einer Privatperson erworben haben. Inwieweit der Waffenhändler und/oder seine Mitarbeiter sich wegen des Waffenverkaufs strafrechtlich zu verantworten haben, sei Gegenstand einer laufenden Prüfung. Diese gestalte sich allerdings wegen der unterschiedlichen Rechtslagen in den beiden Ländern als schwierig.

Hinweise auf eine persönliche Beziehung zwischen dem mutmaßlichen Täter und den Opfern gibt es offenbar nicht. Das ist das Ergebnis der Auswertung der Mobiltelefone und Computer, die die Polizei bei der Durchsuchung der Wohnung des Tatverdächtigen in Mannheim sichergestellt hat.

Die Ermittler gehen Hinweisen nach, wonach der Tatverdächtige in der Vergangenheit Mitglied der rechtsextremen Partei „Der III. Weg“ gewesen und im Jahr 2019, also noch als Minderjähriger, aus dieser ausgetreten sein soll. Die Auswertungen des sichergestellten digitalen Equipments sowie Zeugenaussagen aus seinem persönlichen Umfeld ergaben den Angaben zufolge „bislang allerdings keine Erkenntnisse zu einer Radikalisierung oder zu Kontakten des mutmaßlichen Täters ins rechte Spektrum“.

Nicht auszuschließen sei, dass eine psychische Erkrankung ursächlich für die Tat gewesen sein könnte. Belastbare Feststellungen zum Tatmotiv seien jedoch den weiteren Ermittlungen vorbehalten.

Wie der Amokläufer, selbst Biologie-Student, zum Tatort kam, scheint geklärt: Nach den vorliegenden Informationen soll er mit einem Taxi von Mannheim ins Neuenheimer Feld gefahren sein. Die beiden Waffen soll er in einer Sporttasche verstaut und im Kofferraum des Taxis abgelegt haben.

Als Ärgernis erweisen sich wie so oft „Fake-News“ in den sozialen Medien. Rund um die Tat und die möglichen Tatabläufe kursieren auf diesen Plattformen Nachrichten. Viele davon seien „nicht nur als Gerüchte einzustufen, sondern als gezielt lancierte falsche Nachrichten, um zu verunsichern und die Ermittlungen zu erschweren. Die betreffenden Nachrichten werden ausgewertet, gesichert und auf ihre strafrechtliche Relevanz geprüft. Gegebenenfalls werden entsprechende Ermittlungsverfahren eingeleitet werden“, heißt es unmissverständlich. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Heidelberg und der Ermittlungsgruppe „Botanik“ der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg“ dauern an. (dpa/pol/wg)

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