Übertragen von Webcams können Interessierte das Aufwachsen mehrerer Wanderfalken-Küken im Südwesten verfolgen. Auf einem 107 Meter hohen Turm in Fellbach bei Stuttgart schlüpften um Ostern vier Junge, wie Friedemann Tewald vom Naturschutzbund Nabu mitteilte. «Alvar» und «Alizée» versorgen sie seither. In Heidelberg hätten die vier Jungvögel von «Zephyr» und seiner neuen Partnerin «Lieselotte» im Nistkasten an einem Kirchturm erst vor kurzem die Eierschalen durchbrochen und bettelten lautstark um Futter, sagte eine Sprecherin vom Nabu Baden-Württemberg.
In den kommenden Wochen sollen sie beringt werden, um die Falkenpopulation und ihre Bewegungen nachvollziehen zu können. Fliegt der Nachwuchs davon, lasse er sich in der Regel in einem Umkreis von 50 bis 100 Kilometern nieder, sagte Tewald. «Wir sehen die normalerweise nie wieder.» Es sei denn, sie nisten sich selbst mal in einer kameraüberwachten Brutbox ein oder werden tot gefunden.
Heutzutage leben laut Nabu zwischen 250 und 270 Wanderfalkenpaare im Südwesten. Bis 1975 war der Bestand allerdings auf 33 geschrumpft. Im Schnitt überlebe aber auch heute nicht einmal jeder zweite Jungfalke das erste Jahr. Das liegt Tewald zufolge unter anderem daran, dass viele der Greifvögel an Gebäuden brüten. Wenn die Jungtiere noch nicht richtig fliegen können, könnten sie zum Beispiel abstürzen.
Zudem komme der Uhu in Deutschland zurück, der einzige natürliche Feind. «Der räumt in einer Nacht ganze Nester leer», sagte Tewald. Ein weiteres Thema könnte die grassierende Vogelgrippe werden. Die Nahrung der Wanderfalken (Falco peregrinus) bestehe ausschließlich aus Vögeln. Da sei die Gefahr für eine Infektion hoch.
Sind die Küken geschlüpft, füttert sie nach Tewalds Angaben zunächst das Weibchen. Das Männchen schaffe Beute herbei. Das seien anfangs kleinere Vögel bis zur Größe von Amseln. Nach ein paar Wochen würden Tauben serviert. Dann flögen meist die Weibchen auf Jagd, weil männliche Falken etwa ein Drittel kleiner seien. «Für die ist eine Taube schon eine große Nummer», sagte der Experte.
Der Wanderfalke ist laut Nabu an langen, spitzen Flügeln, einem relativ kurzen Schwanz und schnellen, kraftvollen Flügelschlägen zu erkennen. Er macht Beute im Flug. «Im Sturzflug ist er dabei extrem schnell, manchmal so schnell wie ein ICE mit Tempo 300.» (dpa/lsw)