Rom/Freiburg. Im Vatikan werden Vorwürfe gegen den ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, kirchenrechtlich geprüft. «Das ist ein Vorverfahren», sagte Zollitsch‘ Sprecher Marco Mansdörfer der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Dem Freiburger Alterzbischof war in einem Expertenbericht über sexuellen Missbrauch durch Geistliche vorgeworfen worden, Fälle früher nicht nach Rom gemeldet zu haben. Zuvor berichtete die «Zeit»-Beilage «Christ & Welt».
Es gehe bei der Untersuchung im Vatikan vor allem darum, ob vier zeitlich weit zurückliegende Fälle hätten gemeldet werden müssen, sagte Mansdörfer. Es werde geprüft, ob ein Disziplinarverfahren gegen Zollitsch eröffnet werden müsse. «Alterzbischof Dr. Zollitsch kommt seinen Mitwirkungspflichten bei dem Vorverfahren selbstverständlich nach und ist im Übrigen wie alle anderen Beteiligten zum Stillschweigen verpflichtet», sagte Mansdörfer.
Die im April veröffentlichte Studie unabhängiger Experten rechnet mit der Ära von Zollitsch ab, der bis 2013 in dem großen Erzbistum an der Macht gewesen war. Die Vorwürfe der Vertuschung wogen besonders schwer – der Geistliche leitete von Februar 2008 bis März 2014 die Deutsche Bischofskonferenz und war damit Gesicht und Stimme der katholischen Kirche gewesen.
Nach dem Bericht wurde es still um Zollitsch, der keine Ämter mehr hat und zu den Vorwürfen in dem Bericht geschwiegen hatte. Der Alterzbischof gab allerdings sein Bundesverdienstkreuz und andere hohe Auszeichnungen zurück. Die Bistumsleitung beschloss zudem, die Porträts von Zollitsch und dessen verstorbenem Amtsvorgänger Oskar Saier im Bischofssitz abzuhängen.
Zollitsch hat Verbindungen zur Rhein-Neckar-Region: Seine Familie floh in den 40er Jahren über Ungarn nach Westdeutschland und lebte im Landkreis Tauberbischofsheim. 1953 zog die Familie nach Mannheim-Rheinau. Zollitsch war in den 60er Jahren zwei Jahre lang Vikar in Mannheim und Buchen im Odenwald, bis er 1967 nach Freiburg berufen wurde. (dpa/dls)