Bange machen gilt nicht – der 1. FC Kaiserslautern und Trainer Dirk Schuster sprechen sich vor dem zweiten Relegationsspiel in Dresden mächtig Mut zu. «Das ist jetzt ein Endspiel», sagte FCK-Mittelfeldakteur Marlon Ritter vor der Partie am Dienstag (20.30 Uhr/Sport1 und Sky). Der 27-Jährige sieht Gastgeber Dynamo vor dem entscheidenden Aufeinandertreffen zwischen dem Zweitliga-Drittletzten und dem Drittliga-Dritten noch mehr unter Druck als sein Fußball-Team: «Wenn Dresden das Ding vergeigt, geht’s da wohl richtig ab. Wenn 30 000 Zuschauer gegen dich sind und du gewinnst, ist das noch ein bisschen schöner. Und in Dresden aufsteigen ist ja auch sehr schön.»
Nach einem wilden, aber chancenarmen und torlosen Hinspiel am Freitagabend vor 46 895 lautstarken Zuschauern im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion redeten beide Trainer ihre Mannschaften stark und lobten die Anhänger, deren Unterstützung sie in der angespannten Lage so bitternötig haben. «Wie uns die Fans gepusht haben, das war sensationell», sagte Schuster zum Hexenkessel auf dem Betzenberg.
Rund 3000 Anhänger des viermaligen deutschen Meisters haben Tickets für das Rückspiel und reisen mit nach Dresden. Dort geht es um den letzten Platz in der 2. Liga. «Wir haben im Hinspiel ein gutes Ergebnis geholt, auch wenn sich einige sicherlich einen Sieg gewünscht hätten. Das ist ein echtes Endspiel. Wir haben immer noch eine Fifty-fifty-Chance», sagte Schuster am Sonntag und betonte ebenfalls: «Das ist aber eine positive Situation für uns, weil der massive Druck nach wie vor bei Dynamo liegt.»
Die Dresdner um Chefcoach Guerino Capretti müssen mit der Last einer weiter sieglosen Rückrunde zurechtkommen, der Ex-Lauterer Chris Löwe tönte jedoch: «Wir haben gesehen, wir brauchen keine Angst haben vor Lautern.» Capretti ist mit der Ausgangsposition beim achtmaligen DDR-Meister «zufrieden» und versprach: «Im nächsten Spiel werden wir unsere Angriffe vortragen, wir werden Tore schießen.»
Sein FCK-Kollege Schuster, der in der vergangenen Woche nach turbulenten Tagen Marco Antwerpen abgelöst hatte, wollte das torlose Remis partout nicht als Dämpfer für die Aufstiegsträume sehen. Direkt nach dem Abpfiff versammelte der 54-Jährige seine Spieler im Kreis und machte ihnen Mut. «Jetzt fahren wir mit breiter Brust nach Dresden», sagte er. «Wir waren in den Zweikämpfen sehr präsent, wir haben unser Herz auf dem Platz gelassen. Es ist überhaupt nix passiert heute und für Dresden werden wir gut gewappnet sein.»
Auch Terrence Boyd gab sich optimistisch. «Wir haben gut gespielt, das macht Lust auf mehr. Natürlich haben wir uns mehr vorgenommen, gerade mit so einem Support willst ja gewinnen», sagte der Torjäger. «Wir können stolz auf unsere Leistung sein.» Sein Mitspieler
Mike Wunderlich fährt trotz des Remis‘ im ersten Duell ebenfalls «mit einem guten Gefühl nach Dresden». In den Gesichtern der Fans auf dem Betzenberg sah man allerdings viel Ratlosigkeit.
Der gebürtige Chemnitzer Schuster kann vor dem entscheidenden Duell immerhin eine wertvolle Relegationserfahrung einbringen. Er vollbrachte 2014 mit Darmstadt 98 das Kunststück, nach einem 1:3 im Hinspiel gegen Arminia Bielefeld mit einem 4:2 im Rückspiel in die 2. Liga aufzusteigen. Mit den Hessen marschierte er ein Jahr später sogar bis ins Oberhaus durch.