Stuttgart. Die eingeschleppte Asiatische Hornisse breitet sich im Südwesten weiter rasant aus und setzt die Experten unter Druck. Die Zahl der gemeldeten Nester habe sich im Vergleich zum vergangenen Jahr verdoppelt, teilte das baden-württembergische Umweltministerium in Stuttgart mit. «Es ist davon auszugehen, dass in diesem Jahr über 1000 Nester im Land gemeldet werden», hieß es weiter.
Das Tier, das unter anderem Honigbienen und andere Insekten vertilgt, macht den Fachleuten bereits seit einiger Zeit verstärkt Sorgen. Die seit dem vergangenen Frühjahr verantwortliche Landesanstalt für Bienenkunde (LAB) an der Universität Hohenheim komme mit den Nestentfernungen kaum hinterher, teilte das Ministerium mit.
Trotz der vom Land finanzierten Schulungen und Ausbildungen gebe es nicht genug sachkundige Personen. «Deshalb können einige Nester erst später oder in besonders schwierigen Einzelfällen auch gar nicht entfernt werden», erklärte das Ministerium. Die Nester dürfen nur durch Spezialisten mit Schutzausrüstung entfernt werden, denn die Tiere verteidigen ihr Nest vehement.
Das Wetter komme derzeit eher der Hornisse entgegen, warnte das Ministerium. Es begünstige ihre Aktivität, so dass die Brut weiterhin versorgt werde und Jungköniginnen schlüpften. «Wann die Bekämpfung aufgrund der Witterung und der Inaktivität der Nester eingestellt werden kann, ist derzeit nicht absehbar», hieß es.
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist eine invasive Art, die sich in Deutschland immer weiter verbreitet. Vor allem der Westen Deutschlands mit den Bundesländern Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und auch Baden-Württemberg ist bisher stark betroffen. Aber es gibt auch Sichtungen in anderen Bundesländern. Da die Asiatische Hornisse unter anderem Bienen und andere Insekten frisst, stellt sie eine Gefahr für Bienen und die Imkerei dar. Auch im Obst- und Weinbau kann das Tier einen Teil der Ernte vernichten.
Die Asiatische und die unter Naturschutz stehende heimische Hornisse (Vespa crabo) lassen sich leicht unterscheiden. Hat das entdeckte Tier einen etwas dunkleren Körper und dafür gelbe Beinenden, handelt es sich um die eingeschleppte, für Menschen aber ungefährliche Art. Sind die Füße dunkel, kann das Tier in Ruhe beobachtet werden. Außerdem ist die Asiatische Hornisse nur tagsüber aktiv. Die heimische Hornisse fällt obendrein durch ihren gelb-schwarz gemusterten Hinterleib auf.
Ein weiterer Unterschied betrifft laut Naturschutzbund (Nabu) den Nestbau. Das im Frühjahr von der Königin gebaute und etwa Handballen große Gründungsnest (Primärnest) hängt meist in Schuppen oder Sträuchern. Die Filialnester, die sogenannten Sekundärnester, werden dann im Sommer und meist in mehr als zehn Metern Höhe in Bäumen gebaut. Die Sekundär-Nester sind rund 75 mal 70 Zentimeter groß und hängen ab dem Sommer oft in Baumkronen in über zehn Metern Höhe.
Die Europäische Hornisse nutzt dagegen wettergeschützte Hohlräume wie Baumhöhlen, Nistkästen, Dachböden oder Rollladenkästen. Haben die Nester der Asiatischen Hornisse das Einflugloch an der Seite, so seien die der heimischen unten offen. (dpa)