Mo., 20.01.2025 , 08:55 Uhr

Eberbach: Naturschützer legen ersten Wildkatzenwald im Südwesten an

Den ersten Wildkatzenwald im Südwesten haben Naturschützer bei Eberbach im Norden Baden-Württembergs angelegt. Nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) sollen sich in dem Gebiet mehrere der streng geschützten Tiere aufhalten. «Wir haben bisher einzelne Nachweise von Männchen, wir konnten aber bisher keinen Nachwuchs nachweisen», sagte Dominic Hahn, Koordinator des Projektes Wildkatzenwälder von morgen. Hinweise auf Weibchen gebe es bisher ebenfalls nicht.

Das Agrarministerium bestätigt, dass es sich um den ersten Wald seiner Art in Baden-Württemberg handelt. «Es entsteht wertvoller Lebensraum für die Wildkatze, der auch für viele andere Tier- und Pflanzenarten nützlich ist», sagte ein Sprecher. In Baden-Württemberg soll es laut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt mehrere Hundert Wildkatzen geben. Dabei galt die Art bis 2006 im Land als ausgestorben – rund Hundert Jahre lang. Die meisten Tiere im Südwesten leben nach Angaben des BUND nun entlang der Rheinebene.

«Sträucher bieten Deckung für Wildkatzen»

Bei Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis) haben demnach mehr als 50 Helfer und Schülerinnen auf Flächen von insgesamt einem Hektar Hunderte Bäume und Sträucher gepflanzt – darunter Vogelbeere, Eiche und Linde. Es seien für das Gebiet typische Sträucher und Bäume ausgewählt worden, sagte Hahn. «Blüten, Beeren und Nüsse bieten Nahrung für Vögel, Insekten und Kleinsäuger. Sträucher bieten Deckung für Wildkatzen.»

Ursprünglich habe es sich um Kahlflächen im Nadelwald der Stadt gehandelt, die durch Trockenheit und Borkenkäfer entstanden seien. Mit dem Projekt werde der Grundstein für die langfristige Umwandlung zum Laubmischwald gelegt, sagte Hahn. Die gepflanzten Setzlinge müssten erst noch wachsen. Laut Ministerium brauchen Wildkatzen große, zusammenhängende Waldgebiete, in denen sie genügend Verstecke finden, etwa Baumhöhlen oder verlassene Fuchsbauten.

Hahn sagte: «Die Europäische Wildkatze stellt sehr hohe Ansprüche an ihren Lebensraum und ist ein Gradmesser für die Naturnähe eines Waldes.» Ökosysteme, in denen die Wildkatze sich ansiedele, bieten demnach auch für viele andere gefährdete und seltene Tierarten Lebensräume.

Wildkatzen haben ein dichteres Fell als Hauskatzen

Wildkatzen sind laut BUND ungefähr so groß und schwer wie Hauskatzen, wirken aber robuster und kräftiger. Sie haben demnach ein dichteres Fell und eine verwaschene grau-ocker-braune Fellfärbung mit nur leichter Tigerung. Sie ernähren sich vor allem von Mäusen und könnten in der Natur bis zu zehn Jahre alt werden. Vor allem junge Wildkatzen werden von Greifvögeln bedroht, aber auch von Füchsen oder Mardern. Junge Wildkatzen werden laut BUND auch immer wieder überfahren.

Der BUND hat bereits in anderen Teilen des Landes kleinere Flächen für Wildkatzen durch Pflanzungen lebenswerter gestaltet, bestätigte Hahn. Dabei habe es sich allerdings etwa um Verbindungsstücke zwischen zwei Waldflächen gehandelt. Das Projekt des BUND läuft demnach noch bis ins Jahr 2028. In der Zeit sollen weitere Wildkatzenwälder folgen. Wie viele, ist demnach bisher nicht klar.

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