Bornheim. Das Rheinland-Pfälzische Storchenzentrum beklagt immer häufiger Verletzungen und Todesfälle durch verschluckten Plastikmüll bei den Vögeln. «Den größten Anteil an dieser Verschmutzung machen Gummibänder aus dem Gemüse- und Weinanbau aus», sagte Leiterin Jessica Lehmann der Deutschen Presse-Agentur in Bornheim. «Die Störche verwechseln sie mit Regenwürmern und Käfern, fressen sie, können sie aber ab einer gewissen Menge nicht mehr über ihr Gewölle ausscheiden.» Die Tiere würden dann oft an Gewicht verlieren, da der Magen mit Gummiteilen gefüllt sei, und verhungern.
«Dies geschieht nicht unbedingt vor unserer Haustür, sondern auch auf dem Vogelzug, so dass sich die Zahl der betroffenen Tiere nicht genau ermitteln lässt», sagte Lehmann. Doch nicht nur Störche seien von der Problematik betroffen. «Auch viele andere Vogelarten, die jedoch nicht so nahe am und mit dem Menschen leben. Die Dunkelziffer der betroffenen Tiere ist sehr hoch.»
Der Tod durch Plastikmüll müsse aufrütteln, meinte die Leiterin. «Schlussendlich bleiben die nicht gefressenen Gummis auf den Feldern, zersetzen sich zu Mikroplastik und landen auf unseren Tellern – in Rheinland-Pfalz und anderswo.»
Was die Storchenpopulation im Bundesland angehe, sei diese in diesem Jahr wieder gewachsen – «wenn auch nicht so stark wie Jahre zuvor», sagte Lehmann. «Die Brutbedingungen waren für Weißstörche gut. Die Regenphasen im Sommer führten zu einem guten Nahrungsangebot, so dass teilweise sogar fünf Jungtiere aus einem Nest flügge wurden, was eher ungewöhnlich ist.» Es habe aber auch Nester ohne Bruterfolg gegeben. Die Durchschnittszahl pro Nest liege bei etwa zwei flüggen Tieren.
Die Vögel seien seit längerem in den Süden gestartet. «Die ersten Jungstörche starteten Ende Juli, die meisten älteren folgten im August und September. Viele sind bereits in ihren Winterquartieren angekommen.» Der Abreisezeitraum sei in diesem Jahr nicht ungewöhnlich gewesen. «Die Jungstörche starteten vor den Alttieren. Das hängt mit dem Ernährungszustand zusammen», erklärte Lehmann.
Elterntiere füttern die Jungen vor dem Flüggewerden kontinuierlich, so dass diese bei ihren ersten Flügen Höchstgewicht haben. «Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um den ersten Vogelzug zu überleben. Was den Jungtieren an Erfahrung fehlt, können diese mit entsprechender Konstitution ausgleichen.» Die Elterntiere seien dagegen nach den anstrengenden Brutpflegewochen erschöpft und hätten meist an Gewicht verloren. «Diese bleiben dann, auch bei entsprechend guten Reisebedingungen, in der Region und futtern sich wieder Speck an – um dann selbst nach einer Phase der Erholung in den Süden zu starten.» (dpa)