Fast jede Krippe und jeder Kindergarten im Südwesten hat in den vergangenen Monaten deutlich zu wenig Personal einsetzen können. Bei etwa jeder fünften Kita war der Mangel nach einer neuen Studie bisweilen sogar gravierend. «Der Personalmangel verschärft sich weiter, teilweise mit dramatischen Folgen für die Kinder und pädagogischen Fachkräfte», warnte der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Gerhard Brand, am Mittwoch in Stuttgart.
Nach der bundesweiten Online-Umfrage – mit über 2200 Kita-Leitungen aus Baden-Württemberg – mussten 88 Prozent der Kitas in den vergangenen zwölf Monaten zum Teil mit erheblich weniger Personal auskommen, als sie für ihre Aufsichtspflicht benötigen. Rund 18 Prozent der Kita-Leitungen berichteten, das dies in 40 Prozent der Zeit der Fall war. Überstunden und unsichere Vorgaben in der Corona-Pandemie hätten die Belastung noch gesteigert, sagte Brand.
Fast jede zweite Kita berichte zudem, es werde Personal eingestellt, das früher «wegen mangelnder Passgenauigkeit» nicht eingestellt worden wäre. Wegen der hohen Arbeitsbelastung fielen viele Fachkräfte aus, sagte Brand, die Zahl der Krankschreibungen nehme zu. Auch die Gruppengrößen seien nicht überall kindgerecht. Der VBE forderte einen deutlichen Personalausbau, außerdem müsse die Ausbildung für interessierten Nachwuchs attraktiver und die Arbeit für die Kita-Leitungen erleichtert werden.
In Baden-Württemberg werden nach Angaben des Statistischen Landesamts rund 454 000 Kinder in rund 9300 Einrichtungen betreut. Zwei Drittel der betreuten Kinder waren im vergangenen Jahr im klassischen Kindergartenalter von drei bis unter sechs Jahren. Die Zahl der Beschäftigten lag im März 2020 bei etwa 112 500, davon arbeiteten rund 100 000 als pädagogisches Personal. (dpa/lsw/asc)