Do, 28.11.2024 , 09:50 Uhr

Baden-Württemberg: Schließung von Notfallpraxen stoppen - Städtetag macht Druck (mit Video)

Ab April sollen nach und nach 18 Notfallpraxen im Südwesten wegen des Ärztemangels schließen. Der Städtetag macht Druck.

Stuttgart. Der Streit um die Schließung von 18 Notfallpraxen in Baden-Württemberg weitet sich aus. Der Städtetag forderte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) per Brief auf, die Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg zu stoppen. Über das Schreiben berichtete der SWR. Es liegt der dpa auch vor.

Politische Dimension der Entscheidung

 Der Geschäftsführer des Kommunalverbands, Ralf Broß, pochte darauf, dass der Minister seine Rechtsaufsicht wahrnimmt und die Kassenärztliche Vereinigung zurückruft. Es sei zu klären, ob der Verband seine Kompetenzen überschreite und es wegen der Reform zu regionalen Benachteiligungen komme. «Die rechtliche Überprüfung der geplanten Maßnahmen durch das Sozialministerium als Rechtsaufsichtsbehörde erscheint daher dringend geboten», schrieb Broß.

Die Reform müsse um mindestens ein Jahr verschoben werden, so Broß. «Die medizinische Versorgung außerhalb von Praxisöffnungszeiten und für medizinische Notfälle steht vielerorts bereits unter Druck. Eine Umverlagerung der Patientenströme aus den Bereitschaftspraxen in die Notaufnahmen der Kliniken oder die ohnehin überlasteten Hausarztpraxen würde diese Belastung weiter verstärken.»

Der Städtetag warnte Lucha, die politische Dimension dieser Entscheidungen nicht zu unterschätzen. «Gesundheit ist ein besonders sensibles Thema, das die Lebensqualität der Menschen direkt beeinflusst. Maßnahmen, die bestehende Strukturen ohne belastbare Alternativen auflösen, könnten nicht nur zu Versorgungslücken führen, sondern auch das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit staatlicher Institutionen weiter schwächen.»

18 Standorte sollen nach und nach schließen

Die KVBW hatte angekündigt, 18 Standorte in Baden-Württemberg schließen zu wollen. Acht Praxen hatte die KVBW bereits im Laufe des Jahres dauerhaft geschlossen. Umgesetzt werden sollen die Schließungen schrittweise ab April 2025.

Künftig soll laut KVBW im Land gelten, dass 95 Prozent der Patienten innerhalb von 30 Fahrminuten eine Notfallpraxis erreichen sollen, alle anderen innerhalb von maximal 45 Minuten. Zudem sei vorgesehen, dass es nur noch Standorte in Verbindung mit einem Krankenhaus mit Notaufnahme gebe.

Nach SWR-Informationen soll es am 19. Dezember eine Veranstaltung der Kassenärztlichen Vereinigung mit den betroffenen Rathauschefs in Stuttgart geben. (dpa/lsw)

Mehr zum Thema: 

Video: Schließungen der Notfallpraxen – Was das für Patienten und Ärzte bedeutet (21.11.2024) 

baden-württemberg medizin Notfallpraxen Politik

Das könnte Dich auch interessieren

15.05.2024 Stuttgart: „Vor einer Zerreißprobe“ - Landtag debattiert über Lage der Kliniken Seit langem setzen die Kliniken im Südwesten immer wieder Hilferufe an die Politik ab und warnen vor unkontrollierten Insolvenzen. CDU-Fraktionschef Manuel Hagel befürchtet eine «Zerreißprobe». Stuttgart. Seit Monaten warnen die Krankenhäuser in Baden-Württemberg vor finanziellen Problemen, nun befasst sich auch der Landtag mit der Lage der Kliniken im Land. In einer von der CDU beantragten 26.11.2024 Baden-Württemberg: Land prüft Klage gegen die Krankenhausreform Trotz des Bruchs der Ampel-Koalition und viel Kritik ist der Weg für die Krankenhausreform frei. Baden-Württemberg will das aber nicht so einfach abnicken. Stuttgart. Baden-Württemberg fordert weiterhin erhebliche Nachbesserungen bei der Krankenhausreform und schließt auch eine Klage gegen die jüngste Entscheidung des Bundesrats nicht aus. «Wir prüfen das», sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). 21.11.2024 Baden-Württemberg: CDU-Landeschef Hagel für Abschaffung von Verwaltungsebenen Stuttgart. Aus Sicht von CDU-Landeschef Manuel Hagel gibt es in Baden-Württemberg zu viele Verwaltungsebenen. Von den Bürgern und Unternehmen bis zum Land mit seinen Ministerien gebe es fünf Verwaltungseinheiten: die Gemeinden, die Landkreise, die Regionalverbände, die Regierungspräsidien und das Land mit den Landesoberbehörden. Dadurch werde im Schnitt jeder dritte Verwaltungsvorgang mindestens zweimal artgleich bearbeitet, sagte 12.11.2024 Baden-Württemberg: Land prüft Auswirkungen von Ampel-Aus auf den Landeshaushalt Wegen einer schwachen Steuerschätzung muss Grün-Schwarz noch mal Lücken im Haushalt stopfen. Nun kommt auch noch das Ampel-Aus dazu. Fehlt jetzt noch mehr Geld? Stuttgart. Das Finanzministerium in Baden-Württemberg soll prüfen, welche Auswirkungen der Bruch der Ampel-Koalition in Berlin auf die Aufstellung des Landeshaushaltes hat. Er habe den Finanzminister gebeten, zu überschlagen, mit welchen Größenordnungen