Baden-Württemberg. Der Rhein-Neckar-Kreis bleibt der bevölkerungsreichste Landkreis im Bundesland: 554 521 Einwohner sind im Zensus 2022 erfasst worden, dessen erste Ergebnisse nun vorliegen. „Damit ist einmal mehr Schwarz auf Weiß belegt, wie lebenswert unser Landkreis ist“, freut sich Landrat Stefan Dallinger. Die 54 Kommunen und der Rhein-Neckar-Kreis wollen die Datenbasis für die zukünftigen Planungen der Infrastruktur nutzen.
Im Vergleich zum letzten Zensus 2011 ist die Bevölkerung um knapp 30 500 Einwohner gestiegen, das entspricht einem Zuwachs von rund 5,8 Prozent. Den größten Bevölkerungszuwachs zwischen den beiden Erhebungen verzeichneten Altlußheim (plus 17,1 Prozent), Reilingen (plus 14 Prozent) sowie die Stadt Walldorf (plus 11,4 Prozent). Die größten Verluste mussten Spechbach (minus 4,4 Prozent), Epfenbach (minus 4,1 Prozent) sowie Neidenstein (minus 2,5 Prozent) hinnehmen.
Mehr Single-Haushalte im Kreis
Die Einwohner leben kreisweit häufiger alleine als elf Jahre zuvor: Die Zahl der Ein-Personen-Haushalte ist um vier Prozentpunkte von 33,6 auf 37,6 Prozent gestiegen, die Zahl der Drei- beziehungsweise Vier-Personen-Haushalte fiel auf 13,5 Prozent (2011: 15,2 Prozent) beziehungsweise 10,9 Prozent (2011: 12 Prozent).
Diese Zahlen decken sich nach Angaben des Kreises mit der landesweiten Entwicklung: In Baden-Württemberg leben sogar 39,5 Prozent alleine (2011: 34,9 Prozent), Drei- und Vier-Personen-Haushalte sind seltener geworden (von 14,7 Prozent 2011 auf 13,2 Prozent im Jahr 2022 und von 12,4 Prozent 2011 auf 10,9 Prozent im Jahr 2022).
Einwohner im Kreis werden älter – und ein wenig männlicher
Bei der Geschlechterverteilung gab es eine leichte Verschiebung: Der Männeranteil stieg seit 2011 leicht von 48,6 auf 49 Prozent, der Frauenanteil sank entsprechend von 51,4 auf 51 Prozent. Die „männlichsten“ Gemeinden im Kreis sind Eschelbronn mit 50,9 Prozent und Helmstadt-Bargen mit 50,5 Prozent Männeranteil, die „weiblichsten“ sind Bammental mit 52,1 Prozent und Dossenheim mit 52,0 Prozent.
Auch der Anteil der Senioren ist gestiegen: Waren 2011 noch 18,2 Prozent der Bevölkerung 67 Jahre und älter, sind es mittlerweile 19,7 Prozent (Baden-Württemberg: 18,5 Prozent). 18 Jahre und jünger waren im Jahr 2011 noch 18,3 Prozent der Bevölkerung, hier gab es einen nur sehr leichten Rückgang auf 18,2 Prozent (Baden-Württemberg: 18,3 Prozent).
Besonders viele Senioren von mindestens 67 Jahren im Vergleich zur Gesamtbevölkerung am Wohnort leben in Brühl (23,9 Prozent), Ladenburg (23,5 Prozent) und Neckargemünd (23,4 Prozent), eine besonders junge Bevölkerung mit dem höchsten Anteil an Kindern und Jugendlichen von höchstens 18 Jahren gibt es in Mauer (20,6 Prozent), Zuzenhausen (20,2 Prozent) sowie St. Leon-Rot und Walldorf (jeweils 19,9 Prozent).
Leichte Veränderungen bei Zensus aus 2011
Der Zensus 2022 stelle zudem eine neue Datengrundlage dar, so dass es ebenfalls leichte Veränderungen zu den bisherigen statistischen Daten gebe, die auf Basis des Zensus 2011 fortgeschrieben worden waren.
Die Zahlen auf Landkreisebene legten nach Kreisangaben eine Punktlandung hin (+/-0%), bei den Kreiskommunen habe es einige kleinere Abweichungen gegeben, die nun in der Bevölkerungsstatistik korrigiert werden. Die größten Abweichungen verzeichneten Heddesbach (plus 2,5 Prozent), Lobbach (plus 1,7 Prozent) sowie Edingen-Neckarhausen und Heddesheim (beide plus 1,5 Prozent), die mehr Einwohner haben als bisher angenommen. Die Bevölkerung in Gaiberg (minus 3,2 Prozent), Bammental (minus 3,1 Prozent) sowie Malsch und Neckargemünd (beide minus 2,3 Prozent) falle hingegen geringer aus als in der bisherigen Statistik zum Stichtag 30.06.2022.
Etwa 11,1 Millionen Menschen wohnen im gesamten Südwesten
Baden-Württembergs Bevölkerung ist in den vergangenen Jahren nicht so stark gewachsen, wie von den Statistikern bisher angenommen worden ist. Zum Stichtag 15. Mai 2022 wurden beim Zensus 2022 rund 11,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner für das Bundesland ermittelt, wie das Statistische Landesamt am Dienstag mitteilte. Das sind rund 131 000 Einwohner weniger, als auf Basis der Bevölkerungsfortschreibung des Zensus 2011 bisher vermutet worden waren.
Beim Zensus 2022 wurde im Gegensatz zum Zensus 2011 für alle Gemeinden ein einheitliches Verfahren angewendet: Dieses Mal wurden auch in Gemeinden mit weniger als 10 000 Einwohnern Stichproben erhoben. Auch bundesweit wurde die erwartete Zahl der in Deutschland lebenden Menschen im Zensus 2022 etwas nach unten korrigiert. Sie lag bei rund 82,7 Millionen, das sind rund 1,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner weniger als bislang angenommen.
Projekt der amtlichen Statistik
Der Zensus ist ein Projekt der amtlichen Statistik zur Erhebung von Bevölkerungs-, Gebäude- und Wohnungsdaten. Mit dem Zensus wird ermittelt, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Hierzu werden eine Bevölkerungs- sowie eine Gebäude- und Wohnungszählung durchgeführt. Der Zensus ist EU-Verordnung und findet alle zehn Jahre statt – zuletzt wurde er aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr auf den Zeitraum zwischen Mai und Juli 2022 verschoben. Seitdem wurden die erhobenen Zahlen ausgewertet und aufbereitet.
Auf Basis der Ergebnisse können Bund, Länder und Kommunen nun Entscheidungen für wichtige Themenbereiche treffen. „Ob bei der Verteilung von öffentlichen Geldern, der Planung von Schul- und Studienplätzen oder wohnungspolitischen Entscheidungen – insbesondere im politisch-administrativen Bereich sind die Daten, die beim Zensus erhoben werden, ein wichtiges Planungsinstrument zur Gestaltung unserer Zukunft“, erklärt Landrat Dallinger. „Sie können erhebliche Auswirkungen haben. Für Städte und Gemeinden etwa bedeutet jeder Einwohner und jede Einwohnerin wegen der Finanzzuweisungen bares Geld“, wurde Dallinger weiter zitiert. (dls/dpa)