Stuttgart. Für Zugreisende wird der Personalmangel bei den Verkehrsunternehmen im Südwesten immer mehr zu einem Problem. «Die personalbedingten Ausfälle im Regionalverkehr sind in den letzten Jahren stark angestiegen», teilte ein Sprecher des baden-württembergischen Verkehrsministeriums auf Anfrage mit.
Demnach stieg die Ausfallquote von 0,6 Prozent im Jahr 2022 deutlich auf 1,7 Prozent im Jahr 2023. Die Ausfallquote gibt den Anteil der wegen Personalmangels ausgefallenen Zugkilometer an den insgesamt bestellten Kilometern an. Zum Vergleich: 2019 lag sie noch bei 0,3 Prozent. In diesem Jahr lag sie nach dem ersten Halbjahr bei einem Prozent.
Die Zahlen seien bereinigt, Streiks und Corona-Konzepte habe das Ministerium herausgerechnet, hieß es. Grundsätzlich sei die Erfassung nur in neueren Verkehrsverträgen gegeben, diese könne aber als guter Schätzwert für den Gesamtverkehr im Land angesehen werden, so ein Sprecher des Ministeriums. 2023 hätten diese Verträge etwa zwei Drittel des Gesamtverkehrs ausgemacht.
Weitreichende Folgen für den Zugverkehr
Der Alterung der Gesellschaft stelle auch die Verkehrsunternehmen vor immer größere Herausforderungen, teilte der Sprecher mit. Neben neuen Personalwerbemaßnahmen müsse die Digitalisierung der Schiene einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Personalmangel zu überwinden. Gerade in Stellwerken könne es weitreichende Folgen für den Zugverkehr haben, wenn Personal ausfällt. Durch Digitalisierung könne der Personalbedarf laut dem Sprecher dort gesenkt und die Verlässlichkeit gesteigert werden.
«Engagierte Fachkräfte sind entscheidend, um die Qualität im ÖPNV zu sichern», teilte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) mit. Der Minister verwies auf eine Initiative des Verkehrsministeriums, wonach sich 16 Institutionen zu einem Bündnis zusammengeschlossen hatten, um Fachkräfte zu gewinnen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Verkehr seien systemrelevant. «Das wird dann schmerzhaft deutlich, wenn Funktionen nicht besetzt sind», so Hermann. (dpa/lsw)