Do, 02.11.2023 , 08:11 Uhr

Baden-Württemberg: Laut Krankenkasse ungewöhnlich viele Fehltage im Sommerquartal

Es ist ein gefährlicher Mix: Das Coronavirus ist nach wie vor im Umlauf und verunsichert, außerdem belasten die Krisen aus aller Welt. Das hat Folgen, immer mehr Menschen melden sich krank. Die Krankenkasse warnt vor einem Teufelskreis.

Stuttgart. Bereits im vergangenen Jahr hat der Krankenstand im Südwesten ein Rekordniveau erreicht, in diesem Sommer legte er nach Angaben der Krankenkasse DAK bei ihren Versicherten erneut zu. Zwischen Juli und September sei die Zahl der Ausfälle dort für ein Sommerquartal ungewöhnlich hoch gewesen, teilte ein Sprecher der Kasse mit. Der Krankenstand habe im dritten Quartal mit 4,2 Prozent knapp über dem bereits hohen Niveau des Sommers 2022 (4,1 Prozent) gelegen. «Im Durchschnitt hatte jeder und jede Beschäftigte fast vier Fehltage – obwohl es keine Sommergrippewelle gab», sagte er. Verantwortlich seien vielmehr die psychischen Erkrankungen.

Nach DAK-Angaben stieg die Zahl der Fehltage wegen Depressionen oder Angststörungen um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Im Durchschnitt fielen dort 70 Fehltage je 100 Beschäftigte an, das sind sieben mehr als im Jahr zuvor.

«Die Nachwirkungen der Pandemie, die Unsicherheit in Deutschland durch die vielen Krisen in der Welt: Das alles belastet die Psyche der Menschen zunehmend», sagte der baden-württembergische Landesvorsitzende der DAK-Gesundheit, Siegfried Euerle. «Dazu kommt, dass viele Branchen durch Personalmangel unter besonderem Druck stehen.» Er warnte vor einem Teufelskreis von erhöhtem Krankenstand und stärker werdendem Personalmangel.

Noch deutlicher als bei den psychischen Erkrankungen fiel der Ausfall bei den sogenannten Muskel- und Skelett-Erkrankungen an. Hier waren es den Angaben nach 79 Fehltage je 100 Beschäftigte, das sind 20,5 Prozent mehr als im Jahreszeitraum zuvor. «Bei vielen Krankschreibungen in dieser Erkrankungsgruppe ist davon auszugehen, dass sie zu einem gewissen Grad auch mit psychischen Belastungen in Verbindung stehen», sagte Euerle. «Bis zu ein Drittel der psychischen Erkrankungen verbergen sich in dieser Gruppe, etwa der psychosomatische Rückenschmerz.»

Die – zumindest vergleichsweise – gute Nachricht: Der Krankenstand in den anderen Bundesländern war höher. Während er im Bund bei 5,0 Prozent lag, wiesen die Beschäftigten im Saarland laut DAK den meisten Arbeitsausfall mit einem Krankenstand von 6,5 Prozent auf. Im Durchschnitt waren also von 1000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern an jedem Tag im dritten Quartal 65 Beschäftigte krankgemeldet.

Die DAK-Gesundheit hat nach eigenen Angaben die Daten
von 2,35 Millionen DAK-versicherten Beschäftigten bundesweit durch das Berliner IGES Institut auswerten lassen.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die Krankenstände nach Angaben mehrerer Krankenkassen Rekordhöhen erreicht. Registriert wurden allerdings vor allem Atemwegserkrankungen und Krankschreibungen aufgrund von Corona-Infektionen. Laut DAK wurden über das Jahr verteilt an jedem Tag des Jahres 47 von 1000 DAK-versicherten Beschäftigten krankgeschrieben. Der Krankenstand von 4,7 Prozent war demnach der höchste, den die Krankenkasse seit Beginn der Analysen im Jahr 1997 gemessen hat. 2021 hatte er bei 3,3 Prozent gelegen.(dpa)

baden-württemberg Krankenkasse

Das könnte Dich auch interessieren

14.10.2024 Baden-Württemberg: Vier von fünf Menschen klagen laut Umfrage über Rückenschmerzen So gut wie jeder kennt das: Nach einem langen Tag schmerzt häufig der Rücken. Was dagegen hilft, wissen fast alle. Nur bei der Umsetzung hapert es noch ziemlich. Stuttgart. Vier von fünf Menschen in Baden-Württemberg leiden regelmäßig unter Rückenschmerzen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Krankenkasse AOK Baden-Württemberg hervor. 22.07.2024 Baden-Württemberg: Immer mehr psychische Erkrankungen - Krankenstand laut Studie weiter auf Rekordniveau  Baden-Württemberg. Der Krankenstand der Beschäftigten in Baden-Württemberg bleibt nach einer Studie der Krankenkasse DAK im ersten Halbjahr 2024 auf Rekordniveau. Der Krankenstand lag bei 4,9 Prozent und liegt nach Angaben der DAK erneut über dem Halbjahreswert des Vorjahres (4,7 Prozent). Bereits 2023 hatte die DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg bereits den höchsten Halbjahreswert seit sieben Jahren gemessen. 20.11.2024 Baden-Württemberg: Auf diesen Weihnachtsmärkten sind Taschenkontrollen möglich – Cannabis auch in Heidelberg im Blick In wenigen Tagen öffnen die ersten Weihnachtsmärkte in Baden-Württemberg. In puncto Sicherheit haben die Ordnungsdienste besonders Messer und Cannabis im Blick. Worauf sich Besucher einstellen müssen. Stuttgart. Auf einigen Weihnachtsmärkten in Baden-Württemberg müssen sich die Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr auf kritische Blicke in ihre Taschen oder Rucksäcke einstellen. So wollen Städte und Polizei 19.11.2024 Baden-Württemberg: Glühweinpreis steigt teilweise im Südwesten – Pfand in Mannheim gut angenommen Für viele gehört beim Besuch des Weihnachtsmarkts ein Glühwein dazu. Wie tief man dafür in die Tasche greifen muss, ist von Ort zu Ort unterschiedlich. Wo ist das Heißgetränk am teuersten? Stuttgart. Der Glühwein gehört zu den absoluten Klassikern auf den Weihnachtsmärkten. Die Besucherinnen und Besucher der großen Märkte im Südwesten können sich in diesem