Er sei überhaupt nicht dafür, allgemein die Schuldenbremse zu lockern, so Kretschmann. «Da stehe ich voll dahinter.» Diese sei eine wichtige Errungenschaft und habe den Sinn, künftige Generationen vor zu hohen Schulden und Zinsbelastungen zu schützen. «Aber: Die Schuldenbremse darf keine Zukunftsbremse werden. Bleiben wichtige Investitionen aus, schadet dies ebenfalls der kommenden Generation», sagte der Grünen-Politiker der dpa.
Die Schuldenbremse wurde 2009 nach der globalen Finanzkrise im Grundgesetz verankert. Demnach dürfen Bund und Länder ihre Haushaltsdefizite nicht mehr mit der Aufnahme von Krediten ausgleichen.
Wie weiter mit der Schuldenbremse?
Es gibt über sie seit längerem eine Debatte, so fordern einige Wirtschaftswissenschaftler eine Reform, um dem Staat mehr Spielräume zu geben. CDU-Landeschef Manuel Hagel hatte dagegen Anfang des Jahres deutlich höhere gesetzliche Hürden für Ausnahmen von der Schuldenbremse gefordert. Wie im Südwesten solle auch im Bund dafür eine Zweidrittelmehrheit im Parlament nötig sein, sagte er im April. «Wir brauchen eine Art Ewigkeitsgarantie für die Schuldenbremse, dass die Diskussion mal aufhört. Alle, die jetzt immer von Reformen reden, wollen die Schuldenbremse doch in Wahrheit ordentlich schleifen.»
Als weiteres Beispiel nannte Kretschmann die Bahn. «Die Ampel hat da einen enormen Sanierungsstau geerbt, weil man jahrzehntelang nicht investiert hat. Den kann man jetzt nicht einfach nur in einem Haushalt auflösen», sagte der Ministerpräsident. Dennoch müsse man in dem Bereich stark investieren – sonst laufe man Gefahr den nachfolgenden Generationen Lasten aufzubürden, nur weil man sie derzeit nicht tragen wolle. «Es kann ja keiner ernsthaft wollen, dass wir das jetzt nur Stück für Stück machen. Das muss man jetzt wirklich schnell machen, sonst kommen wir beim Klimaschutz nicht voran.»
Es müsse aber auch klar sein, das der Staat alleine nicht die nötigen Investitionen stemmen könne, so Kretschmann. «Wir müssen sehr viel mehr privates Kapital aktivieren.» (dpa/lsw)