Stuttgart. Aus Sicht der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) wäre es wichtig, dass Kinder in Grundschulen das Schwimmen erlernen. «In den Schulen würde man alle Kinder erreichen, deswegen wäre es wichtig, dass da der Schwimmunterricht stattfindet», sagte eine Sprecherin des DLRG-Landesverbands.
In Baden-Württemberg kann allerdings im laufenden Schuljahr jede fünfte Schule keinen Schwimmunterricht anbieten. Das geht aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor. Demnach findet an gut 1900 von insgesamt knapp 2400 Grundschulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren in diesem Jahr Schwimmunterricht statt. Jede fünfte Schule bietet keinen entsprechenden Unterricht an. Nach Angaben des Ministeriums hat sich die Lage im Vergleich zum Schuljahr 2018/2019 verbessert. Damals hatte noch knapp jede vierte Schule keinen Schwimmunterricht angeboten. Zuerst hatte darüber die «Bild»-Zeitung berichtet.
Den Schwimmunterricht an Schulen hält die DLRG auch deswegen für wichtig, weil die Schwimmfähigkeit sich einer Umfrage zufolge je nach Einkommen der Eltern stark unterscheidet. Besonders groß ist die Zahl der Nichtschwimmer einer Umfrage des Verbands aus dem Jahr 2022 zufolge in armen Haushalten. Während in Haushalten mit 4000 Euro Nettoeinkommen und mehr nur rund 12 Prozent der Kinder Nichtschwimmer sind, liegt der Anteil in Haushalten mit einem Einkommen unter 2500 Euro bei knapp 50 Prozent. Insgesamt hat sich die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, laut DLRG zwischen 2017 und 2022 bundesweit verdoppelt.
Als Grund nennt der Verband Spätfolgen der Corona-Pandemie, während der über längere Zeiträume praktisch keine Schwimmausbildung stattgefunden habe. «Aber auch Bäderschließungen machen die Schwimmausbildung sowohl für Schulen als auch für die DLRG oder andere schwimmsportbetreibende Organisationen schwieriger», sagte die Sprecherin des Landesverbands. Es brauche einen runden Tisch mit Bund, Ländern und Kommunen, «um die Mängel in der Bäderinfrastruktur systematisch beheben zu können».
Als Grund für den fehlenden Schwimmunterricht führen die Grundschulen im Land fehlenden Zugang zu Wasserflächen, fehlende qualifizierte Lehrkräfte oder eine Kombination aus beiden Problemen an. Dem Kultusministerium zufolge sollen diese Schulen von der Schulaufsicht unterstützt und beraten werden. «Dadurch sollen möglichst vielen Grundschulen, in denen bislang kein Schwimmunterricht stattfindet, Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie man auch in herausfordernden Situationen Schwimmunterricht anbieten kann», heißt es in der Antwort auf die Anfrage. So gebe es etwa Fortbildungen, die Schulen ohne qualifizierte Lehrkräfte helfen könnten, doch Schwimmunterricht anzubieten. Für Schulen ohne Zugang zu Wasserflächen seien etwa Schwimmschullandheime oder Blockunterricht denkbar. (dpa)