Baden-Württemberg. Hunderte Menschen haben nach Angaben der Bildungsgewerkschaft GEW auch im Südwesten für bessere Bildung demonstriert. Aktionen gab es in Stuttgart, Freiburg, Karlsruhe und Konstanz, wie der regionale GEW-Geschäftsführer Matthias Schneider am Samstag in Stuttgart berichtete.
Für den bundesweiten Protest schlossen sich über 170 Bildungsorganisationen, Gewerkschaften sowie Eltern- und Schülervertretungen zum Bündnis «Bildungswende jetzt!» zusammen.
«Kinder brauchen mehr Geld» – so lautete die Aufschrift eines Plakats bei der Demonstration in der Stuttgarter Innenstadt. Es gebe Hunderte unbesetzte Lehrerstellen im Land und sinkende Schülerleistungen. Die angespannte Lage im Bildungssystem mache auch vielen Menschen im Südwesten zu schaffen, hieß es.
Bei einer unlängst vorgestellten Umfrage sahen 77 Prozent der 746 in Baden-Württemberg befragten Menschen den Mangel an Lehrkräften als ernsthaftes oder sehr ernsthaftes Problem an, wie das Ifo-Institut in München mitgeteilt hatte. Bei der repräsentativen Meinungsumfrage hielten zudem 60 Prozent der Befragten im Land Lernrückstände durch Corona für ein erhebliches Problem. Nicht ausreichend sanierte Schulgebäude beklagten etwas mehr als die Hälfte der Befragten.
Angesichts der angespannten Lage fordert SPD-Fraktionschef Andreas Stoch unterdessen mehr Spielraum für Schulleitungen. «Für die Idee, Schulen mehr Autonomie einzuräumen, habe ich sehr viel übrig», sagte Stoch der «Badischen Zeitung» (Samstag). «Es braucht jetzt mutige Schulleitungen und ausreichend Personal, um pädagogische Ideen auch umsetzen zu können.»
Es mache keinen Sinn, zentral aus Stuttgart zu entscheiden, wie Schulen zu funktionieren hätten. «Ich erlebe es immer wieder, dass gerade die Schulen, die nicht auf die Order der Kultusverwaltung warten, sondern Veränderungen aktiv vorantreiben und mutig sind, besser und flexibler auf die gegenwärtigen Herausforderungen reagieren», sagte Stoch.
Der Lehrermangel macht dem Land erheblich zu schaffen. Im Juli startete das Kultusministerium eine Werbekampagne, um Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger als Lehrkräfte zu gewinnen. Nach Protesten von Lehrerverbänden an Formulierungen änderte die Behörde später das Plakat am Flughafen.(dpa/lsw)