Filderstadt. Den Bauern im Südwesten drohen erneut Ernteausfälle. Die Spanne bei Ertrag und Qualität ist nach Angaben des Landesbauernverbands in diesem Jahr je nach Region und Getreideart sehr groß. Vor wenigen Tagen hatte Landes- und Bundesbauernpräsident Joachim Rukwied die Ernte 2023 bereits eine «echte Zitterpartie» genannt. Deutschlandweit. Nun will er am Freitag (11.00 Uhr) über den Erntefortschritt und die Qualität von Getreide und Raps im Südwesten informieren.
Gleich mehrere Umstände haben den Angaben nach die Nerven der Bauern strapaziert: Neben dem nassen Frühjahr, das die Bedingungen für die Aussaat erschwert hat, wurde auch die anhaltende Trockenheit in den Monaten Mai bis Juli zum Problem. Das hat vielerorts die Entwicklung der Pflanzen beeinflusst – und in manchen Regionen zu Ertragseinbußen geführt. Wegen Regen habe die Ernte außerdem wochenlang unterbrochen werden müssen, was wiederum schlecht für die Qualität gewesen sei.
Angesichts der Umstände hatte Rukwied auf das Sprichwort verwiesen, dass man die Ernte vom Feld stehlen müsse. «Das war in diesem Jahr wirklich der Fall.» Der Verband vertritt rund 33 000 Bauern im Land.
Nach einer Prognose des Statistischen Landesamts von Juli könnten der Ertrag und die Erntemenge bei fast allen Sorten im Südwesten negativ ausfallen. Nur beim Roggen gingen die Statistiker von einer deutlich größeren Ernte aus. Die Prognose basierte auf vorläufigen Schätzungen.
Im Rahmen der bundesweiten Erntebilanz hatte Rukwied auf die wirtschaftlichen Erntefolgen für die Bauernhöfe verwiesen. Ein erheblicher Anteil des Weizens dürfte nicht mehr als Brotweizen zu verkaufen sein, sondern mit Preisabschlägen noch als Tierfutter oder notfalls als Bioenergie-Material. Zudem gibt es bereits seit einiger Zeit einen «markanten Preiseinbruch», wie Rukwied deutlich machte. So seien für die Tonne Brotweizen momentan 220 bis 230 Euro zu erzielen – vor einem Jahr seien es 310 bis 350 Euro gewesen. (dpa)