Baden-Württemberg. In mehreren Verhandlungsrunden haben sich Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und die Gewerkschaft Verdi auf kürzere Arbeitszeiten im Rettungsdienst geeinigt. Die Einigung sieht ab 2025 eine Reduzierung der Arbeitszeit auf 41 Wochenstunden und ab 2027 auf 38,5 Wochenstunden vor – aktuell gilt noch eine Höchstarbeitszeit von 45 Stunden pro Woche. Zusätzlich können alle Beschäftigten beim ASB ab dem 55. Lebensjahr künftig einen Antrag auf Befreiung von Nachtarbeit stellen. Damit soll der zunehmenden belastenden Arbeit Rechnung getragen werden, um so Beschäftigte besser bis zum Renteneintrittsalter im Rettungsdienst und in der Pflege halten zu können, teilten Verdi und ASB mit.
Die Reduzierung der Arbeitszeit im Rettungsdienst in zwei Schritten hin zur Vollarbeitszeit sei ein Novum, aber längst überfällig, sagte Joel Wertli, Mitglied der Verdi-Tarifkommission und Notfallsanitäter. Die Regelung werde die Belastung der Mitarbeiter erheblich mindern. „Dies trägt nicht nur zur Gesundheit und Zufriedenheit der Kolleginnen und Kollegen bei, sondern verbessert auch die Qualität der Notfallversorgung für die gesamte Bevölkerung und macht das Arbeiten im Rettungsdienst deutlich attraktiver“, zeigte sich Wertli überzeugt.
„Die Arbeit im Rettungsdienst ist physisch als auch psychisch belastend, daher sind verlängerte Arbeitszeiten eine wesentliche Belastung dieses Berufes“, sagte Verdi-Verhandlungsführerin Yvonne Baumann. Um die Arbeit im Rettungsdienst attraktiver zu machen, brauche es Entlastung und kürzere Arbeitszeiten.
Auch der ASB habe die Notwendigkeit gesehen, dass die Arbeitszeit im Rettungsdienst reduziert werden müsse. Für den ASB sei es darüber hinaus wichtig gewesen, dass die Möglichkeit zur Öffnung für 24-Stunden-Dienste besteht, um in kaum ausgelasteten Rettungswachen das Personal im Rettungsdienst flexibler einplanen zu können. Für Verdi sei klar, dass dies nur in Verbindung mit Arbeits- und Gesundheitsschutzregelungen und unter Wahrung der Mitbestimmungsrechte der regionalen Betriebsräte einhergehen könne.
„Es ist für uns wichtig, dass wir den Wünschen unserer Kolleginnen und Kollegen im Rettungsdienst Rechnung tragen und die 12-Stunden-Dienste beibehalten und darüber hinaus auch die Möglichkeit haben, 24-Stunden-Dienste in Rettungswachen mit einer geringen Auslastung der Rettungsmittel umsetzen zu können“, erläuterten Lars-Ejnar Sterley, Landesgeschäftsführer des ASB Baden-Württemberg e.V. und sein Stellvertreter und Landesrettungsdienstleiter Daniel Groß.
Marcus Mehlhose, Landespersonalleiter des ASB Baden-Württemberg e.V., sagte: Es sei gelungen, in den Verhandlungen mit unserem Tarifpartner eine Lösung zu finden, die die gegenseitigen Interessenlagen abbilde und den Grundstein für die zukünftige Arbeit im Rettungsdienst lege.
Beide Seiten verpflichteten sich zudem, ab November dieses Jahres weitergehende Gespräche zur Entlastung langjähriger Beschäftigter zu führen.
Der ASB Baden-Württemberg e.V. beschäftigt im Bundesland rund 9 100 Mitarbeitende, davon etwa 1 000 im Rettungsdienst. Schwerpunkte sind stationäre und ambulante Pflege, Notfallrettung und Krankentransport. Im Rettungsdienst betreibt der ASB 52 Rettungswachen in 26 Rettungsdienstbereichen. Weitere Aufgaben des ASB sind Breitenausbildung, Sanitätsdienst und Bevölkerungsschutz, Mobile Soziale Dienste, Betreutes Wohnen, Hausnotruf, Essen auf Rädern, Behindertenhilfe, Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.
(dls)