Die Vorbereitungen für eine geplante Präsentation der zwei als Nazi-Propaganda verwendeten Skulpturen aus Adolf Hitlers Neuer Reichskanzlei in Berlin dauern länger als geplant. Die Arbeiten sind nach Angaben des Museums der Zitadelle im Stadtteil Spandau noch nicht abgeschlossen. Die überlebensgroßen Arbeiten «Schreitende Pferde» des Bildhauers Josef Thorak (1889-1952) gehören seit Oktober zu den Beständen des Museums. Thorak zählte neben Arno Breker (1900-1991) zu den wichtigsten Propaganda-Künstlern des NS-Regimes.
Eine der beiden Skulpturen wird Teil der Ausstellung «Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler». Diese Bronze ist bereits in einem Raum zu sehen, aber nur hinter einer Glasscheibe. Die Arbeiten daran sind nicht abgeschlossen. Deswegen können Interessierte noch nicht – wie künftig vorgesehen – direkt an die Skulptur heran.
Die Ausstellung zeigt anhand von Objekten aus dem Zeitraum von 1849 bis 1986 auf, wie die jeweilige Staatsmacht das Berliner Stadtbild prägen wollte. Eine Veranstaltung zu den «Schreitenden Pferden» an diesem Mittwoch mit Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und der früheren Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) war ursprünglich als Eröffnung für den neuen Bereich gedacht gewesen.
Das zweite Pferd ist laut Museum noch gar nicht ausgepackt. Es soll künftig in der Bastion Königin der Zitadelle in einem Schaudepot mit weiteren Objekten der Erinnerungskultur zu sehen sein. Dort sind Sonderveranstaltungen vorgesehen.
Mit der Ausstellung will das Museum ein Zentrum für wissenschaftliche und museumspädagogische Auseinandersetzung mit als toxisch bezeichneten Denkmälern weiterentwickeln. Der Bund hatte entschieden, die Thorak-Pferde in das kulturpolitische Bildungsprogramm aufzunehmen.
Die Bronzearbeiten waren 2015 bei einer Razzia wegen des Verdachts der Hehlerei an rechtswidrig erlangtem Bundesvermögen in Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz entdeckt worden. Der Bund hatte die Herausgabe der Pferde und weiterer Skulpturen verlangt, weil sie durch den Einigungsvertrag sein Eigentum geworden seien. Ein Unternehmer erklärte, er habe die Werke rechtmäßig gekauft. Nach einem Vergleich gab der Mann die Bronzepferde heraus, die anderen Skulpturen blieben bei ihm. (dpa)