Krebskranken Kindern in Europa soll durch eine länderübergreifende Forschungskooperation besser geholfen werden. Das niederländische Prinses Máxima Centrum und das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (Kitz) haben einen kinderonkologischen Forschungsfonds aufgelegt, um nebenwirkungsärmere und speziell auf Kinder zugeschnittene Therapien zu entwickeln. «Wir können nicht mehr unser eigenes nationales Süppchen kochen, sondern müssen bei diesen seltenen Erkrankungen länderübergreifend noch viel intensiver zusammenarbeiten», sagte Kitz-Direktor Stefan Pfister der Deutschen Presse-Agentur.
Wichtig sei, die Folgen von Operationen, Bestrahlung und Chemotherapie wie Unfruchtbarkeit, kognitive Beeinträchtigungen, neurologische Probleme, Herz- und Nierenschädigungen zu minimieren. «Das tragen die kleinen Patienten dann lebenslang mit sich rum.» Gleichzeitig müssten Kinder, die im Moment noch nicht geheilt werden können, mehr Zugang zu therapeutischen Innovationen aus der Krebsforschung erhalten.
In Europa erkranken jährlich 35 000 Kinder an Krebs, davon mehr als 2000 in Deutschland. Das ist jeweils ein Prozent aller Krebsdiagnosen im Jahr. «Die Zahlen gehen langsam nach oben, ohne dass wir dafür eine plausible Erklärung hätten», sagte der Kinderonkologe. 80 Prozent überlebten die Krankheit; dieser Wert habe sich aber in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr wesentlich verbessert. Pfister setzt auf neue Behandlungsformen wie molekular-zielgerichtete Therapien und Immuntherapien, auch in Kombination mit herkömmlichen Behandlungsmethoden.
Bei Kindern werden mehr als 200 verschiedene Krebserkrankungen unterschieden, von denen viele bei Erwachsenen kaum auftreten. Das Spektrum reicht von Leukämien und Lymphomen über Hirntumore bis hin zu Sarkomen.
Für die Pharmafirmen sei die Entwicklung von Medikamenten für die 0- bis 18-Jährigen wegen des kleinen Marktes kein lukratives Geschäft. «Doch jetzt werden sie gezwungen, sich mit dem Thema zu befassen, weil sie für die Zulassung eines Krebsmedikamentes durch die Europäische Arzneimittel-Agentur auch dessen Wirksamkeit bei Kindern überprüfen müssen», erläuterte Pfister. Für die dafür notwendigen Studien seien jeweils auch eine gewisse Zahl an Probanden notwendig, die nicht ein Land allein stellen könne.
Der Fonds hält zunächst eine Million Euro für acht bis zehn Forschungsprojekte vor. Pfister rechnet mit weiteren 10 Millionen Euro für Forschungsinfrastruktur wie IT-Plattformen, Fertigung von Tumormodellen, Planung klinischer Studien oder gemeinsame Ausbildungsprogramme, aber auch Pilotprojekte im Labor. Er rechne damit, in den nächsten sechs bis zwölf Monaten das Geld dafür von privaten Förderern zu erhalten.
Im Prinses Máxima Centrum in Utrecht ist die kinderonkologische Forschung und Versorgung der Niederlande zentralisiert. Das Kitz ist eine Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums, des Universitätsklinikums Heidelberg und der Universität Heidelberg.
Die Zusammenarbeit in der Kinderonkologie zwischen dem Princes Máxima Centrum und dem Kitz sollte am Montag in der niederländischen Botschaft in Berlin im Beisein von Königin Máxima besiegelt werden. (dpa/asc)