Bevor die Schmerzen kamen, hatte Grischa Prömel es wohl knacken gehört. Mit den Händen machte der Mittelfeldspieler der TSG 1899 Hoffenheim auf dem Rasen eine verzweifelte Geste, als ob er etwas entzweibrechen würde. Der Verdacht bestätigte sich später im Krankenhaus: Der 27-Jährige hat eine Fraktur des rechten Außenknöchels erlitten. Er wurde nach Clubangaben vom Sonntag noch am Samstagabend erfolgreich operiert und fällt beim Fußball-Bundesligisten monatelang aus. Damit sind auch die minimalen WM-Hoffnungen Prömels passé. Die derzeit ohnehin gebeutelten Kraichgauer werden ihre Stammkraft schmerzlich vermissen.
«Für uns ist das ein sehr trauriger Tag», sagte Trainer André Breitenreiter nach der 1:3 (0:1)-Niederlage seiner Mannschaft gegen den Champions-League-Achtelfinalisten RB Leipzig. Bei der Pressekonferenz ging er eher widerwillig auf das Spiel ein: «Meine Gedanken sind momentan echt bei Grischa.» Prömel, der im Sommer von Union Berlin kam und schon bei der TSG in der Jugend spielte, sei «ein absoluter Führungsspieler: Klar fehlt mit Grischa nun eine Säule.»
Prömel steht auf der vorläufigen Liste an Spielern, die Bundestrainer Hansi Flick letztlich für sein Aufgebot für die Weltmeisterschaft in Katar nominieren kann. Nach nicht einmal einer Viertelstunde prallte er am Samstag unglücklich mit seinem Mitspieler Christoph Baumgartner zusammen. Für den Österreicher war die Verletzung des Teamkollegen schlimmer als die Niederlage: «Weil ich derjenige war, der ihn verletzt hat. Mir tut es extrem leid, dass ich Grischa in der Situation so erwische. Es ist sehr bitter gelaufen.»
Zu dem Zeitpunkt hatte es sich vor 23 127 Zuschauern in Sinsheim bereits angedeutet, dass die Leipziger an diesem Tag mehr Wucht und Spielfreude entfalten als die meist harmlosen Hoffenheimer. «Die Spieler haben das mitbekommen. Das ist nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen», erklärte Breitenreiter später die Wirkung der Schreckensszene mit Prömel.
Georginio Rutter köpfte zwar direkt nach der Pause zum 1:1 ein und egalisierte vorübergehend die Führung von Christopher Nkunku. Der RB-Torjäger traf aber erneut, ehe Dani Olmo mit einem satten Schuss in den Winkel für den Endstand sorgte.
Damit ist die TSG nun seit drei Spielen sieglos und muss jetzt am Mittwoch bei Eintracht Frankfurt und am Samstag beim VfL Wolfsburg zwei Siege einfahren, wenn sie die Europacup-Ränge nicht noch weiter aus den Augen verlieren will. In die lange Winter- und WM-Pause gehen die Hoffenheimer jedenfalls personell geschwächt: In der Offensive fehlen Munas Dabbur und Ihlas Bebou noch länger, in der Defensive die Dauerverletzten Benjamin Hübner und Ermin Bicakcic.
Dazu plagte sich Andrej Kramaric zuletzt mit Sprunggelenkproblemen herum, macht aber nach Angaben Breitenreiters «deutliche Fortschritte» – was angesichts der WM-Ambitionen des kroatischen Stürmers» auch dringend nötig ist. Dass der Torjäger gegen Leipzig erst für Prömel eingewechselt wurde, begründete Breitenreiter mit taktischen Aspekten. Jacob Bruun Larsen als Stürmer blieb jedenfalls wieder einmal blass, Rutter bekam vorne allenfalls Unterstützung durch Baumgartner oder den Ex-Leipziger Angeliño wie beim Ausgleich.
Viele leichte Fehler bemängelte Breitenreiter jedenfalls, wollte sich aber über das Verbesserungspotenzial seiner Mannschaft erst in Ruhe Gedanken machen. «Nach diesem Spiel mit der schweren Verletzung habe ich Moment ganz andere Gedanken im Kopf.»